ETEPS wird ab 2007 ESTO ersetzen

TA-Institutionen

ETEPS wird ab 2007 ESTO ersetzen

von Michael Rader, ITAS

Anfang 2005 wurde das Europäische Forschungsnetzwerk ETEPS (European Techno-Economic Policy Support Network) in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins mit Sitz in Brüssel gegründet. Es soll ab 2007 das bisherige Netzwerk ESTO ersetzen. Die meisten der zu den „Vollmitgliedern“ zählenden 19 Einrichtungen gehörten zuvor auch dem ESTO-Netzwerk an - so auch ITAS. Wichtige Organe des Vereins sind das Generalsekretariat (Secretary General), das mit geschäftsführenden Tätigkeiten wie Vertragsangelegenheiten betraut ist, und der wissenschaftliche Lenkungsausschuss (Scientific Steering Committee), der über die Annahme von Projekten entscheidet und für die Qualitätskontrolle zuständig ist. Mit dem Institute for Prospective Studies (IPTS) der Europäischen Kommission als Auftraggeber wurde ein Rahmenvertrag abgeschlossen.

Den meisten Lesern von TATuP dürfte das 1997 gegründete European Science and Technology Observatory (ESTO) bekannt sein. [1] Grundlage für ESTO waren zwei Rahmenverträge mit dem IPTS, von denen der zweite demnächst ausläuft. Nach der Einschätzung der Leitung des IPTS wäre die Fortführung von ESTO unter den bisherigen Bedingungen rechtlich anfechtbar gewesen, so dass die Ausschreibung des dritten Rahmenvertrages auf die Bewerbung von „legal entities“ beschränkt war. Eine Folge dieser Überlegungen ist, dass ESTO und ETEPS zumindest bis Ende 2006 gleichzeitig bestehen.

Zu diesem Zweck wurde in der Folge ein internationaler gemeinnütziger Verein nach belgischem Recht mit Sitz in Brüssel gegründet: ETEPS AISBL. Der Kern der „Vollmitglieder“ (effective members) besteht aus 19 Einrichtungen, die fast alle Mitglieder von ESTO gewesen sind. [2] Die Geschäfte des Vereins werden von der Belgischen Consultingfirma GOPA-Cartermill als „Generalsekretariat“ geführt.

ETEPS gewann die Ausschreibung. Der Rahmenvertrag mit dem IPTS wurde Anfang 2005 unterzeichnet. Gegenüber der Organisation von ESTO gibt es eine Reihe wichtiger Änderungen:

Insgesamt verlagert sich die Verantwortung für wissenschaftliche Ergebnisse mehr zu ETEPS und seinen Mitgliedern. Das IPTS zieht sich mehr auf die Auftraggeberrolle zurück.

Eine stärkere Rolle haben auch die Project Manager (Projektleiter). Nachdem das SSC so genannte „terms of reference“, die einzelne Projekte spezifizieren, angenommen hat, können Vollmitglieder von ETEPS Interesse an der Projektleitung bekunden. Ein Monitor und zwei Co-Monitore aus den Reihen des SSC, die kein eigenes Interesse am Projekt haben, suchen unter den Kandidaten einen Projektleiter aus. Dieser hat nun freie Hand bei der Auswahl von Mitgliedern des Projektteams, ist also nicht daran gebunden, mit weiteren ETEPS-Mitgliedern zusammenzuarbeiten. Der Projektleiter ist auch für die Erstellung des Implementationsplans zuständig, in dem Arbeitsanteile, Zuständigkeiten, Deliverables und der Projektzeitplan festgelegt werden. In einem iterativen Prozess wird dann mit dem IPTS ein endgültiger Implementationsplan ausgehandelt, der dann Vertragsgegenstand wird.

Das SSC überwacht dann die Projektdurchführung und ist - meist in Zusammenarbeit mit externen Gutachtern - für die Abnahme von Berichten vor Abgabe an das IPTS zuständig.

In der Praxis hat sich der Prozess bisher als relativ starr erwiesen und die im Vertrag festgehaltenen Fristen als sehr eng, so dass auf beiden Seiten guter Wille erforderlich ist, den Rahmenvertrag im beiderseitigen Interesse umzusetzen. Dies konnte durch den mittlerweile erfolgreichen Abschluss der ersten Projekte unter Beweis gestellt werden. Eines dieser Projekte war der Internationale Workshop für Future-Oriented Technology Analysis, bei dem das ITAS bei der Organisation mitgewirkt hat (siehe Bericht in diesem Heft). Zudem ist das ITAS am FISTERA-Nachfolgeprojekt EPIS beteiligt, einem Foresight-Projekt im Bereich Informations- und Kommunikationstechniken, das demnächst seine Arbeit aufnimmt. [3]

Ein Vorteil der neuen Organisationsform als eingetragener Verein ist, dass es prinzipiell möglich wurde, für andere Auftraggeber als IPTS zu arbeiten. In der Praxis ist dies nicht ganz so einfach, da jedes Mitglied bei weiteren Ausschreibungen Interessenskonflikte anmelden kann - insbesondere wenn es beabsichtigt, sich mit anderen Partnern auf eine Ausschreibung zu bewerben, die prinzipiell auch für ETEPS von Interesse wäre. Dagegen steht die Vision, die von vielen Mitgliedern mittlerweile geteilt wird, ETEPS in Richtung eines virtuellen Instituts weiterzuentwickeln. In diesem Sinne hat sich das ETEPS jüngst auf eine Ausschreibung für einen Rahmenvertrag mit ITRE (Ausschuss des Europäischen Parlaments für Industrie, Forschung und Energie) beworben und auch den Zuschlag erhalten. Zwar ist der Vertrag vom Umfang her relativ bescheiden, doch hat sich die Organisationsform von ETEPS bei der Bewerbung als Konkurrenzvorteil herausgestellt und der Erfolg gibt Hoffnung zur Realisierung der Vision von ETEPS als virtuellem Institut.

Die Jahresversammlung von ETEPS findet Ende November in Sevilla statt. Weitere Informationen gibt es unter http://www.eteps.net.

Anmerkungen

[1] „Das European Science and Technology Observatory (ESTO) entstand als Aktivität innerhalb des Vierten Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung der Europäischen Union. Mit der Gründung von ESTO wurde das in Sevilla ansässige Institute for Prospective Technological Studies (IPTS) der Gemeinsamen Forschungsstelle (GSF) der Europäischen Kommission beauftragt. Das ESTO wurde als Netz von Forschungseinrichtungen konzipiert.“ Zur Entwicklung von ESTO und den Mitgliedsorganisationen siehe den Beitrag von Michael Rader „Die zweite Phase des European Science and Technology Observatory beginnt“ in den TA- Datenbanknachrichten 1/1997 http://www.itas.fzk.de/deu/TADN/TADN197/inst.htm#inst3 (die Redaktion).

[2] Die vollständige Liste aller 19 „effective“ und 20 „associate“ members ist einsehbar im Internet unter http://www.eteps.net/members.htm (die Redaktion).

[3] FISTERA steht für “Foresight on Information Society Technologies in the European Research Area"; http://fistera.jrc.es.

Kontakt

Dr. Michael Rader
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Postfach 36 40, 76021 Karlsruhe