S. Bringezu: Stoffstromanalysen für eine nachhaltige Raumentwicklung (Kurzdarstellung)

TA-relevante Bücher

STEFAN BRINGEZU: Ressourcennutzung in Wirtschaftsräumen. Stoffstromanalysen für eine nachhaltige Raumentwicklung. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, 2000. 239 S. DM 129,--. ISBN 3-540-66886-1

Kurzdarstellung von Volker Stelzer, ITAS

Die Publikation Ressourcennutzung in Wirtschaftsräumen beruht auf der Habilitationsschrift von Stefan Bringezu. Sie fasst die vielfältigen Untersuchungen und konzeptionellen Entwicklungen zusammen, die der Autor, zusammen mit anderen Mitarbeitern des Wuppertal Instituts, in den Jahren 1992 bis 1998 durchgeführt hat. Im Mittelpunkt steht die Übertragung des von Schmidt-Bleek für Produkte entwickelte MIPS-Ansatzes auf Gebiete.

Systematisch wird erläutert, welche Grundannahmen getroffen werden, welche Stoffe in die Betrachtungen einbezogen werden können und wo die Systemgrenzen anzusetzen sind. Dabei spielt die Definition der Anthroposphäre eine entscheidende Rolle. Entsprechend dem Anspruch, die Gesamtheit der anthropogenen Stoffströme darzustellen, werden neben den industriellen Strömen auch landwirtschaftliche Stoffbewegungen, einschließlich der Erosion, betrachtet.

Überzeugend stellt Bringezu dar, wie Angaben zu Stoffströmen im nationalen Rahmen Informationen liefern können, wo Potenziale zur Steigerung der Effizienz des Materialeinsatzes liegen. Neben der Analyse des Materialflusses in Deutschland werden auch Vergleiche zu den USA, den Niederlande und Japan gezogen, die in ihrem Globalen Materialaufwand bemerkenswert nahe beieinander liegen.

Es wird auch eine Übertragung der flächenbezogenen Bilanzierung von Stoffströmen von der nationalen auf die regionale Ebene durchgeführt. Dabei verweist der Autor aber auf die Schwierigkeit der Datenbeschaffung auf der Ebene der unterstaatlichen räumlichen Einheiten.

In einem weiteren Schritt seiner Ausführungen verknüpft der Autor den normativen top-down-Ansatz seiner regionalen Stoffstromanalyse mit bottom-up-Ansätzen aus der Praxis. Hierbei bezieht er sich vermehrt auf Studien, die im Zusammenhang mit der Anwendung des MIPS-Konzeptes bzw. der MAIA-Methode durchgeführt wurden.

Der Forderung des Autors, dass die Materialintensität auch bei Umweltverträglichkeitsprüfungen berücksichtigt werden sollte, kann man prinzipiell nur zustimmen. Da bei konkreten Projekten allerdings kaum mit gemittelten und verallgemeinerten Daten operiert werden kann, wenn die UVP-Ergebnisse rechtssicher in die Abwägung eingestellt werden sollen, ist zu klären, wie gut die Datenbasis ist, die der Prüfung zu Grunde gelegt werden soll.

Besonders für alle diejenigen, die sich, normativ oder praktisch, mit dem Umweltaspekt von Nachhaltigkeit beschäftigen, ist das vorliegende Buch eine sehr zu empfehlende Lektüre. Rückt es doch einen Umweltaspekt wieder in das Blickfeld, der bei der Konzentration der Umweltdiskussion der letzten Zeit auf den anthropogenen Klimawandel nicht vernachlässigt werden sollte.

Kontakt

Dr. Volker Stelzer
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Karlstr. 11, 76133 Karlsruhe
Tel.: +49 721 608-23474
E-Mail: volker stelzer∂kit edu