TA in der Schweiz institutionell fest verankert

TA - Institutionen und - Programme

TA in der Schweiz institutionell fest verankert

1991 sprachen sich der Bundesrat und das Parlament dafür aus, dass der Schweizerische Wissenschaftsrat ein Modell für Technologiefolgen-Abschätzung (Technology Assessment/TA) für die Schweiz aufbauen solle. 1996 konnte das TA-Programm Schweiz bereits seine zweite vierjährige Arbeitsetappe in Angriff nehmen. Anfang diesen Jahres hat jetzt der Bundesrat ein neues Reglement für den ehemaligen Schweizerischen Wissenschaftsrat erlassen. Damit verbunden sind neben Namensänderungen auch eine neue Organisation, von der auch das TA Programm Schweiz betroffen ist: Das schweizerische TA Programm wurde mit dieser Änderungen per Mandat der Regierung und des Parlamentes institutionell fest verankert und wird als "Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung" (ZTA) dem Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat angegliedert. Die Leitung des TA-Zentrums liegt weiterhin in den Händen von Dr. Sergio Bellucci.

Mandat der Regierung und des Parlaments

Die Institutionalisierung der Technologiefolgenabschätzung und die Aufgaben des TA-Programms für die Schweiz sind im Bundesgesetz über die Forschung vom 8. Oktober 1999 formuliert. Der Name des Schweizerischen Wissenschaftsrates wurde zum 1. Januar 2000 erweitert und lautet nun "Schweizerischer Wissenschafts- und Technologierat". Neben dem Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung (ZTA) wurde dem SWTR auch das "Zentrum für Wissenschafts- und Technologiestudien" (ZWT) zugeordnet. Im Programm über die Förderung von Bildung, Forschung und Technologie für die Jahre 2000 - 2003 werden Mandat und institutionelle Einbindung des TA-Programms wie folgt festgeschrieben:

"Die Fortsetzung der Technologiefolgenabschätzung soll - organisatorisch weiter entwickelt - auch in der nächsten Förderungsperiode sichergestellt werden. Wir schlagen (...) vor, die TA dauernd zu institutionalisieren und sie als eigenständige Einheit dem Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierat zu unterstellen. Die TA wird dabei die folgenden Aufgaben zu erfüllen haben: 

Organisation

Die strategische Führung (Festlegung der TA-Schwerpunkte, Wahl der Themen, Freigabe der Berichte) liegt in den Händen des TA-Leitungsausschusses. Die Zusammensetzung des TA-Leitungsausschusses wird vom Plenum des SWTR genehmigt.

Für die operationellen Aktivitäten (z. B. Betreuung der Studien, Finanzmanagement, Umsetzung der Resultate, Organisation von Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, etc.) ist die TA-Geschäftsstelle, welche zum SWTR-Staff gehört, zuständig.

Gestützt auf diese zwei personellen Hauptpfeiler verfügt das TA-Programm außerdem über ein weites Netzwerk an Partnern aus Hochschulen, privaten Forschungsinstitutionen und der Verwaltung.

Schließlich unterhält das TA-Programm enge Beziehungen zu einer ganzen Reihe von Institutionen, die sich im In- und Ausland ebenfalls mit Technologiefolgen befassen. 

Abb. 1: Übersicht

Abb. 1: Übersicht 

Auswahl der Themen

In seiner ersten Phase (1992 - 1995) war das TA-Programm verpflichtet, mit seinen Studien Fragestellungen zu bearbeiten, die in den thematischen Bereichen der Schwerpunktprogramme des Bundes - Biotechnologie; Informatikforschung; Umwelt; LESIT-Technologien (Leistungselektronik, Systemtechnik und Informationstechnik); Werkstoffforschung, Optik - angesiedelt waren. Innerhalb dieser inhaltlichen Vorgaben stand es dem TA-Leitungsausschuss frei, die Problemstellungen zu präzisieren.

In der zweiten Phase (1996 - 1999) wurde die Bindung des TA-Programms an die Schwerpunktprogramme aufgehoben. Es bestehen nun keinerlei inhaltliche Vorgaben mehr. Der TA-Leitungsausschuss orientiert sich bei der Themenwahl an jenen Kriterien, die bereits in der ersten Phase Gültigkeit hatten. So muss ein für eine TA-Studie geeignetes Thema folgende Eigenschaften aufweisen: 

In der dem Beschluss von Parlament und Bundesrat vorausgegangenen Evaluation stellte sich heraus, dass die große inhaltliche Freiheit bei der Themenwahl die Arbeit des TA-Programms tendenziell erschwert. Tatsächlich orten die Evaluatorin und die Evaluatoren für die zweite TA-Phase eine besondere Schwierigkeit in der Tatsache, dass die Themen weitgehend ohne externe Inputs festgelegt werden; das weitgehende Fehlen von externen Anregungen muss dabei auch als Folge davon in Kauf genommen werden, dass das TA-Programm nicht direkt bei den KundInnen (sprich: beim Parlament) verankert wurde.

Laufende Aktivitäten

Das gegenwärtige TA-Programm richtet seine Anstrengungen gezielt auf Technologiefelder und -anwendungen, die in der Öffentlichkeit umstritten sind. Es behandelt dabei insbesondere die drei thematischen Schwerpunkte "Life Sciences", "Informationsgesellschaft" und "Energie und Mobilität". Zu diesen Themen erstellt das TA-Programm Studien auf wissenschaftlicher Basis. Darüber hinaus setzt es sich mit Verfahren auseinander, welche es ermöglichen sollen, die breite Bevölkerung an technologiepolitischen Entscheidungen zu beteiligen. Unter diesen Mitwirkungsverfahren nimmt das vom TA-Programm ausgearbeitete Instrument des PubliForum eine wichtige Stellung ein.

Die folgenden Projekte sind gegenwärtig in Bearbeitung: 

Die Publikationen und Veranstaltungen des TA-Programms richten sich an Entscheidungstragende aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, aber auch an die breite Öffentlichkeit. Denn letztlich soll damit unvoreingenommene und ausgewogene Information dazu beitragen, die maßgeblichen Persönlichkeiten und Instanzen frühzeitig darüber ins Bild zu setzen, welche möglichen Auswirkungen von einer neuen technischen Entwicklung zu erwarten sind - und mit welchen Folgen zu rechnen ist, falls auf die entsprechende Technik verzichtet wird.

(Ingrid von Berg)

Kontakt

Ingrid von Berg
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Postfach 3640, 76021 Karlsruhe