Editorial

Editorial

Nur der Wandel ist beständig, diese alte Weisheit ist gegenwärtig. Zurzeit hören wir häufig Worte wie Transformation, Transition oder Change Management. Hinter ihnen verbirgt sich meist die Diagnose, dass die Dinge so, wie sie sind, entweder nicht bleiben werden oder auch nicht bleiben können. Dann muss etwas getan werden – denn wer im Wandel nicht gestaltet, wird vom Wandel gestaltet und kann sich nur noch anpassen.

Nachhaltige Entwicklung ist wohl das Feld, in dem geradezu paradigmatisch auf Transformation gesetzt wird. Aufbauend auf der Erkenntnis, dass ein „Weitermachen wie bisher“ die Lebens- und Entwicklungsgrundlagen der Menschheit zerstören würde, ist die Suche nach nachhaltigeren Lebensweisen und Wirtschaftsformen ein primäres Forschungsfeld. Aber das kann nicht alles sein, denn solche neuen Formen des Lebens und Wirtschaftens müssen in die reale Praxis überführt werden. Erst wenn sie dort ankommen und umgesetzt werden, ändert sich etwas und geschieht aktiv betriebene Transformation. Immer wieder wird aber von einer Umsetzungsblockade gesprochen: Das Wissen sei durchaus vorhanden, seine Überführung in neue gesellschaftliche Realitäten aber extrem mühsam und scheitere allzu oft an eingefahrenen Bequemlichkeiten oder kurzfristigen Interessen.

Vor diesem Hintergrund werden seit einigen Jahren Reallabore intensiv diskutiert. Sie sollen diesem Defizit abhelfen: Statt Wissen über neue Praxisformen zu erzeugen und dieses danach mühsam in die Praxis zu bringen, sollen Problemlösungen gemeinsam mit Akteuren vor Ort entwickelt werden, orientiert an Transformationsnotwendigkeiten, die von Wissenschaft und Praxis gemeinsam bestimmt werden. „Ko-Design der Forschungsagenda“ ist das Wort der Stunde, gemeinsam mit der transdisziplinären Ko-Produktion des Wissens und – da sind wir beim Thema – der Ko-Implementation der Ergebnisse, um die gewünschte Transformation zu erreichen: Umsetzung nicht als Nachklapp zur Wissensgenerierung, sondern begleitend im Forschungsprozess. Nunmehr liegen erste Erfahrungen mit Reallaboren vor, denen wir das Schwerpunktthema dieses Heftes widmen.

Wandel und Transformation prägen auch das wissenschaftliche Publizieren. Die TATuP hat bereits einen aktiv betriebenen Wandel hinter sich – die Umstellung von den „TA-Datenbank-Nachrichten“ auf die „Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis“ im Jahr 2002. Nun ist es wieder so weit. Den gestiegenen Anforderungen an hochwertiges und referiertes Publizieren auch im Feld der Technikfolgenabschätzung tragen wir durch eine neu konzipierte TATuP Rechnung, die in Kooperation mit dem oekom Verlag erscheinen wird. Das vorliegende Heft schließt die TATuP alter Prägung ab und bereitet auf ihre Zukunft vor. Einige Elemente der Umstellung haben wir in den letzten Heften mit Ihnen, den Leserinnen und Lesern, wie in einem Reallabor erprobt. Wandel wird im Dialog gestaltet – so basiert auch die Transformation der TATuP in gewisser Weise auf Ko-Design.

Im Rahmen dieses Wandels stehen auch personelle Veränderungen in der TATuP-Redaktion an. Frau Gabriele Petermann, seit vielen Jahren Garantin der Layout-Qualität der TATuP, wird ab 2017 andere Aufgaben am ITAS übernehmen. Wir danken ihr für die lange und zuverlässige Zusammenarbeit.

Armin Grunwald