Expertenkommunikation im Konfliktfeld der nuklearen Entsorgung -Unterstützung des Arbeitskreises Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AKEnd)

ITAS-News

Expertenkommunikation im Konfliktfeld der nuklearen Entsorgung

Unterstützung des Arbeitskreises Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AKEnd)

Der 1999 vom Bundesumweltministerium (BMU) eingesetzte Arbeitskreis "Standortauswahl für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen" (AKEnd) (vgl. den Beitrag von M. Sailer in diesem Heft, S. 77) soll durch die Erarbeitung von gleichermaßen fachkompetenten wie öffentlich nachvollziehbaren Auswahlkriterien und -verfahren einen wesentlichen Beitrag im Rahmen des neuen Gesamtkonzepts einer Standortfindung leisten.

Der politisch zwar pluralistisch, aber bis vor kurzem ausschließlich mit naturwissenschaftlich-technischen Experten besetzte AKEnd will sich bei seinen öffentlichen und auf öffentliche Diskussion angewiesenen Aktivitäten durch sozialwissenschaftlichen Sachverstand unterstützten lassen. Neben der Entwicklung von geeigneten Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung, von übergreifenden Zukunftsperspektiven für die prospektiven Standortregionen sowie eines diskursorientierten Konzepts für seine Öffentlichkeitsarbeit hat der AKEnd deshalb auch eine wissenschaftliche Evaluation seiner öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten in Auftrag gegeben. Die letztgenannte Aufgabe, die insgesamt auf einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren angelegt und nur in enger Abstimmung mit dem AKEnd sowie den übrigen Auftragnehmern zu erfüllen ist, wurde ITAS übertragen.

Ausgehend von einer generellen Erörterung der methodischen Schwierigkeiten, denen sozialwissenschaftliche Wirkungsforschung begegnet, schließt unser allgemeines Konzept an etablierte Dimensionen der Evaluationsforschung an und unterscheidet zwischen

In einer zweiten Schnittlinie, die quer zu den genannten Unterscheidungen steht, kann beim vorliegenden Evaluationsvorhaben auf unterschiedliche Ebenen von Zielbestimmungen zurückgegriffen werden - hierbei handelt es sich, neben der naheliegenden Ebene der Zielsetzungen, die sich der AKEnd (bzw. vermittels seines Einsetzungsauftrags) selbst gegeben hat, einerseits um die umfassendere Ebene des Gesamtsprozesses der Standortfindung für radioaktive Abfälle in Deutschland (bzw. weltweit), andererseits um die konkreteren Ziele der Öffentlichkeitsarbeit des AKEnd. Darüber hinaus sieht das allgemeine Evaluationskonzept schließlich auch eine Bewertung auf der Ebene einzelner herausragender Aktivitäten des Arbeitskreises vor, wie etwa im Fall des ersten öffentlichen Workshops des AKEnd, der am 15. und 16.09.2000 in Kassel stattgefunden hat.

Die Evaluation des Kasseler Workshops erfolgte - bezugnehmend auf die öffentlich artikulierten Zielsetzungen, die der AKEnd mit seiner Durchführung verbunden hatte - auf der Grundlage teilnehmender Beobachtung (und Protokollierung), der Durchführung einer schriftlichen Teilnehmerbefragung, der Auswertung von Rapporteurs-Protokollen der Arbeitsgruppensitzungen sowie schließlich der Recherche und Auswertung nachfolgender Medienberichterstattung.

Im Kern kommt diese Evaluation zu dem Ergebnis, dass der AKEnd seine mit der Durchführung des Workshops angestrebten Ziele in der Hauptsache erreicht hat, auch wenn diese generelle Bewertung zu relativieren ist durch den Umstand, dass es sich hierbei nur um einen Auftakt seiner längerfristig angelegten Aktivitäten in der Öffentlichkeit handelte.

Auch das Gesamtprojekt wird sich der bereits genannten Erhebungsinstrumente (Beobachtung, Dokumentenanalyse, Analyse der Medienberichterstattung, Teilnehmerbefragungen) bedienen. Darüber hinaus werden im Abstand von etwa einem Jahr zwei allgemeine Bevölkerungsbefragungen sowie Panel-Befragungen ausgewählter Gruppen von "Stakeholdern" und Experten zum Problemkreis der nuklearen Entsorgung durchgeführt, deren Ziel es ebenfalls sein wird, Umfang und Entwicklungsrichtungen der genannten Debatte zu bestimmen. Auf einer solchen empirischen Basis soll schließlich - unter Bezugnahme auf die eingangs erwähnten Zieldimensionen - die generelle Evaluation erfolgen.

(Fritz Gloede)

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Fritz Gloede
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
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