POST-Report: Living in the Greenhouse. Towards a Strategy for Adapting to Climate Change (Rezension)

TA-relevante Bücher und Tagungsberichte

Parliamentary Office of Science and Technology (Ed.): Living in the Greenhouse.

Towards a Strategy for Adapting to Climate Change. Report No. 121, London, December 1998

Rezension von Gerhard Sardemann, ITAS

Ausgehend von der Erkenntnis, daß die Anpassung an anthropogene, in ihrem Ausmaß unsichere Änderungen des Klimas nur stetig erfolgen kann und immer wieder eine erneute Bestandsaufnahme der zu erwartenden regionalen Auswirkungen und adäquaten Anpassungsmaßnahmen erfolgen muß, legt hier das britische Parliamentary Office of Science and Technology (POST) einen ersten Bericht über den augenblicklichen Stand des Wissens über die Auswirkungen eines anthropogenen Klimawandels auf regionaler und lokaler Ebene in Großbritannien vor. Dabei stützt man sich vor allem auf den zweiten, 1996 vorgelegten, Bericht der vom damaligen britischen Umweltministerium eingesetzten Climate Change Impact's Group (CCIRG) mit dem Titel "Review of the Potential Effects of Climate Change in the United Kingdom". Zusätzlich wird auf die aktuelleren Szenarien aus dem gerade angelaufenen UK Climate Impacts Programme (UKCIP) verwiesen, die allerdings erst in Zukunft grundlegendere und mit quantifizierten Unsicherheitsmargen versehene Abschätzungen potentieller Auswirkungen von Klimaänderungen ermöglichen werden.

Von den möglichen Optionen, auf die Möglichkeit eines anthropogenen Klimawandels zu reagieren, seiner Vermeidung durch die Reduktion von Treibhausgasemissionen ("Mitigation"), Reaktion auf negative Auswirkungen des Klimawandels durch Schutz- oder Anpassungsmaßnahmen ("Adaptation") oder letztendlich durch Nichtbeachtung und Nichtstun, steht die Adaption im Mittelpunkt des POST-Reports. Zunächst werden zentrale, allgemeingültige Themen definiert, die nicht nur in Großbritannien von Relevanz sein dürften: Der Umgang mit zunehmenden und sich verschärfenden Extremereignissen, der Schutz natürlicher oder naturnaher Bereiche und als weitere Problembereiche die Landwirtschaft, das Gesundheitswesen, Wasserressourcen und Städtebau. Im Gegensatz zur Option, die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren, wurde das Thema Adaption in der gesellschaftlichen Debatte in Großbritannien bislang eher ausgeklammert, mit seiner wissenschaftlichen Bearbeitung wird gerade erst begonnen.

POST empfiehlt, zur Abschätzung der Auswirkungen von Klimaänderungen auf die genannten sensiblen Bereiche ein sog. Integrated Assessment durchzuführen, das Treibhausgas-Szenarios, Klima und Impaktmodelle miteinander koppelt und zudem die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bereichen berücksichtigt und eventuelle Reaktionen auf den Klimawandel miteinbezieht. Einem "Stakeholder"-geführten Ansatz, wobei die jeweilige Problemstellung von den Entscheidungsträgern und nicht den Wissenschaftlern erfolgen soll, wird dabei der Vorzug gegeben. Diese auch für das UKCIP geplante Vorgehensweise soll die unmittelbare Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse im politischen Entscheidungsprozess ermöglichen.

Angesichts fehlender konkreter Adaptionsszenarien, muß sich POST auf die Ausarbeitung einer "route-map for adaptation" beschränken. Ausgehend von einer kontinuierlichen Beobachtung von Indikatoren des Klimawandels (Monitoring) und der Feststellung signifikanter Änderungen, beispielsweise durch Überschreitung vorgegebener Grenzwerte, sollte es möglich sein, "Trajektorien" des zukünftigen Verlaufs dieser Änderungen anzugeben und daraus eventuell nötige Adaptionsmaßnahmen abzuleiten. Um dieses Ideengerüst mit Leben zu erfüllen, wird allerdings nach POST noch einiges an gesellschaftlicher und insbesondere wissenschaftlicher Diskussion erforderlich sein, auch über so grundsätzliche Themen, ob der zu erwartende Klimawandel gute oder schlechte Auswirkungen haben wird und ob überhaupt derzeit eine Notwendigkeit für irgendwelche Adaptionsmaßnahmen gesehen wird.

Die Studie kann bezogen werden über:

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12 Bridge Street
London SW1A 2JX
Tel.: + 44 (0) 171-219-3890

Kontakt

Dipl.-Met. Gerhard Sardemann
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Karlstr. 11, 76133 Karlsruhe
Tel.: +49 721 608-22734
E-Mail: gerhard.sardemann∂kit.edu