Grünbuch der EU-Kommission zu Erneuerbaren Energiequellen

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Grünbuch der EU-Kommission zu "Erneuerbaren Energiequellen"

von Ludwig Leible, ITAS

Die EU-Kommission hat Ende November 1996 ein Grünbuch vorgelegt, das am Anfang eines Zweiphasenkonzeptes zur Entwicklung einer Strategie zur Förderung erneuerbarer Energiequellen steht. Dieses Grünbuch gibt einen umfassenden Überblick zum derzeitigen Stand aber auch zu den mittelfristigen und längerfristigen Perspektiven der erneuerbaren Energieträger in der EU.

1994 lag der Anteil regenerativer Energieträger am Gesamtenergiebedarf der EU (15 Mitgliedsländer) bei 5,4 %; für derzeitige Verhältnisse (1996) wird von rd. 6 % ausgegangen. Entsprechende Daten zum Anteil am Gesamtenergieverbrauch werden für die einzelnen Mitgliedsländer für das Jahr 1990 und 1994 aufgelistet. So lag 1994 beispielsweise, um eine Orientierung für die unterschiedliche Bedeutung in den einzelnen Mitgliedsländern zu geben, dieser Anteil der regenerativen Energieträger in Deutschland bei 1,9 %, in Dänemark bei 7,0 %, in Finnland bei 19,3 % und in Schweden und Österreich bei 24,0 % bzw. 24,1 %. Darüber hinaus wird für jedes Mitgliedsland für das Jahr 1994 detailliert dargestellt, welche relative Bedeutung die Strom- und Wärmeerzeugung z.B. über Wasserkraft, Wind, Solarzellen, Photovoltaik, Geothermie, Siedlungsabfall, Holz, Biokraftstoffe, Deponiegas, Klärschlamm oder Gülle besitzt. Zum Vergleich wird Bezug auf die USA und Japan genommen. Insgesamt wird das technische Potential für Erneuerbare Energieträger in der EU auf 400 Mio. t RÖE (Rohöl-Einheiten) geschätzt; realisiert sind derzeit (1994) rd. 65 Mio. t RÖE bzw. 16 % des technisch möglichen Potentials. Diese Abweichung zwischen technisch möglichem Potential und dem tatsächlich realisierten Umfang ist bei der Biomasse und Wind- und Sonnenenergie besonders signifikant. In diesem Zusammenhang sind auch deutliche regionale Unterschiede in der EU festzustellen. So sind beispielsweise rd. 70 % der gesamten realisierten Windenergiekapazitäten der EU in Dänemark und Deutschland zu finden.

Hinsichtlich der Perspektiven für regenerative Energieträger hatte sich die EU bereits 1988 (mit damals 12 Mitgliedsländern) als Ziel gesetzt, bis 2005 einen Anteil der erneuerbaren Energieträger am Gesamtenergieverbrauch von 8 % zu realisieren. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse von verschiedenen Studien geht die EU-Kommission derzeit davon aus, daß mittelfristig ein Anteil der regenerativen Energieträger bis 2010 bei einem Minimalaufwands-Szenario bei 7 %, bei einem mittleren Aufwand bei 9 % und bei einem maximalen Aufwand bei 16 % realisiert werden könnte.

Nach der kurzen Würdigung der Vorteile, die mit erneuerbaren Energieträgern verbunden sind, und dem Aufführen der wesentlichen Hemmnisse, die die verstärkte Nutzung regenerativer Energien behindern, wie z.B. mangelnde Wettbewerbsfähigkeit oder technische Probleme, wird abschließend auf strategische Erwägungen eingegangen.

Diese Strategieplanungen geben das Ziel vor, bis 2010 den Anteil der erneuerbaren Energieträger am Energieverbrauch in der EU von derzeit rd. 6 % auf 12 % zu verdoppeln. Zur Erreichung dieses Ziels soll auf Gemeinschaftsebene und auf Ebene der einzelnen Mitgliedsstaaten eine gemeinsame Umsetzungsstrategie abgestimmt und verfolgt werden. Verschiedene Ansatzpunkte (Instrumente) zur Verbesserung der Markteinführung regenerativer Energieträger werden diskutiert, so z.B. Wege zur Realisierung positiver Effekte z.B. durch steuerliche Harmonisierung, staatliche Beihilfen oder durch Normung. Der Schaffung eines Elektrizitätsbinnenmarktes wird bei diesen Strategieplanungen besondere Priorität zugerechnet. Die im Bereich der regenerativen Energieträger von der EU aufgelegten Förderprogramme, wie z.B. JOULE, THERMIE, FAIR oder SYNERGY, werden in diesem Zusammenhang mit vorgestellt und hinsichtlich ihrer strategischen Ausrichtung eingeordnet.

Unter Auswertung der durch dieses Grünbuch angeregten Diskussion soll von der Kommission noch vor Mitte 1997 ein Weißbuch vorgelegt werden, das eine umfassendere Gemeinschaftsstrategie, einschließlich eines Aktionsplanes, zur Förderung erneuerbarer Energiequellen in der EU präzisiert.

Bibliographische Angaben

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.), Energie für die Zukunft: Erneuerbare Energiequellen. Grünbuch für eine Gemeinschaftsstrategie. Mitteilung der Kommission, KOM(96) 576, Brüssel, 20. 11. 1996, 65 S.

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