Forschungspolitische Wirkungsanalyse "Biotechnologie-Standort Deutschland"

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Forschungspolitische Wirkungsanalyse "Biotechnologie-Standort Deutschland"

Eine Studie der Prognos AG Basel, ISI-Karlsruhe und der Forschungsagentur Berlin

Zur Beseitigung von Entwicklungs- und Nutzungshemmnissen im Bereich der Biotechnologie müssen in Deutschland in einem konzertierten Vorgehen von Staat, Wirtschaft, Forschung und gesellschaftlichen Gruppen Rahmenbedingungen und Umfeldfaktoren verbessert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Prognos Basel gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung und der Forschungsagentur Berlin im Auftrag des BMBF durchgeführt hat.

Angewandte Biologie und Biotechnologie zählen heute zu den besonders wichtigen und zukunftsträchtigen Forschungs- und Technologiegebieten. Dies gilt nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Es wird davon ausgegangen, daß die Biotechnologie in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag zur Lösung der weltweiten Umweltprobleme, der Versorgung mit Nahrungsmitteln sowie für die Gesundheitsvorsorge leisten kann.
Das Potential der Forschung und Entwicklung treibenden Unternehmen im Bereich Biotechnologie wird derzeit für die alten Bundesländer auf zirka 300 Unternehmen, für die neuen Länder auf etwa 70 Unternehmen geschätzt.

Bundesregierung fördert die Forschung erheblich

Vor diesem Hintergrund fördert die Bundesregierung die Forschung im Bereich Biotechnologie mit erheblichen finanziellen Mitteln, unter anderem mit dem 1991 aufgelegten "Programm zur Förderung der Biotechnologie in kleinen und mittleren Unternehmen" (KMU). Im Rahmen dieses Programms werden Zuschüsse zu den FuE-Personalaufwendungen, externen FuE-Aufträgen sowie Voruntersuchungen und -beratungen gewährt.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie hat Prognos gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung und der Forschungsagentur Berlin eine Wirkungsanalyse auf der Basis quantitativer und qualitativer Erhebungen durchgeführt. Die Aufgabe bestand darin, den Zielerreichungsgrad des Programmes zu bewerten und Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Förderung zu erarbeiten.

Förderung ist eine bedeutende Starthilfe

In den alten Bundesländern wurden über die Hälfte der zur Zielgruppe gehörigen Unternehmen angesprochen, in den neuen Bundesländern war der Zielerreichungsgrad noch höher. Bei der Mehrheit der geförderten Unternehmen hat die Förderung einen Beitrag zum Transfer von Know-how aus der Grundlagenforschung und zur Weiterentwicklung der unternehmensinternen Forschung und Entwicklung geleistet. Für 30 Prozent der geförderten Unternehmen war die Förderung Voraussetzung dafür, erstmals auf diesem Technologiegebiet tätig zu werden. 20 Prozent betrachteten die Förderung sogar als eine wesentliche Starthilfe bei der Unternehmensgründung.

Die Effekte der Förderung - etwa auf Patente oder auf betriebswirtschaftliche Erfolgskennziffern - waren zum Untersuchungszeitpunkt noch nicht meßbar, weil die geförderten Projekte fast ohne Ausnahme noch nicht abgeschlossen waren.

Das Technikfeld Biotechnologie ist durch eine hohe Wissenschaftsbindung, die Langfristigkeit der Forschungsvorhaben und durch einen hohen Bedarf an Innovationsinfrastruktur gekennzeichnet. Die Entwicklung junger Biotechnologieunternehmen wird durch eine Vielzahl von Problembereichen, wie zum Beispiel die Genehmigungspraxis, die Unsicherheit über den Markt oder die Verfügbarkeit von Kooperationspartnern behindert. Die gravierendsten Probleme werden von den Unternehmen allerdings bei den hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung und ihrer Finanzierung gesehen.

Prognos schlägt vor dem Hintergrund der spezifischen Merkmale und Entwicklungshemmnisse im Bereich der Biotechnologie ein konzertiertes Vorgehen des Staates, der Wirtschaft, der Forschung und gesellschaftlicher Gruppen vor.

Dynamischer Marktprozeß muß unterstützt werden

Das Ziel muß es sein, die Rahmenbedingungen und Umfeldfaktoren für die Entwicklung und wirtschaftliche Nutzung dieser Technologie in Deutschland zu verbessern. Unter Einbeziehung der Wissenschafts-, Forschungs- und Steuerpolitik soll ein dynamischer Marktprozeß auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Anwendungen der Biotechnologie unterstützt werden. Konkret werden die folgenden Maßnahmen empfohlen.

- Implementierung eines neuen finanziellen Förderprogramms, das einen stärkeren Akzent auf die Durchführungsbegleitung setzt. Mehrere Instrumente sollen gekoppelt werden: Zuschüsse für Forschungsarbeiten, Darlehen für die Produktionsvorbereitung und Bürgschaften zur Vermittlung von Risikokapital. Auf die Förderung von Verbundvorhaben soll ein Schwerpunkt gelegt werden.

- Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen für mittelständische Unternehmen: Beteiligungen an kleinen und mittleren Biotechnologieunternehmen können als Sonderausgaben steuerlich abzugsfähig gemacht werden. Der Steuersatz für Wiederveräußerungsgewinne von jungen technologieorientierten Unternehmen sollte reduziert werden.

- Aktivierung von Technologietransfers: Ein Pilotprogramm könnte Hilfe beim aktiven Erfahrungsaustausch sowie beim Aufbau eines entsprechenden Netzwerkes leisten, zum Beispiel durch die Unterstützung von Fachmessen, die Förderung internationaler Zusammenarbeit, Maßnahmen zur Kontaktvermittlung oder Beratungen zu Regulierungen oder die Beantragung von Produktzulassungen.

- Maßnahmen zur Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Biotechnologie, wie zum Beispiel die Verbesserung von Anreizen für die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen, die gezielte Unterstützung von Spitzen- und Nachwuchsförderung und eine Neuorientierung von Großforschungseinrichtungen.

(prognos trendletter 2/96)

Bibliographische Angaben

G. Becher et al., 1995: Wirkungsanalyse zum Programm "Förderung der Biotechnologie in der Wirtschaft", eine gemeinsame Untersuchung der Prognos AG, Basel, der Forschungsagentur Berlin und des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe. Im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, Basel.

Der Bericht ist über die Prognos AG (Missionsstr. 82, CH-4012 Basel, Tel.: 0041-61-3273-328) gegen Erstattung zum Selbstkostenpreis in Höhe von DM 12,-- zu beziehen.

T. Reiß, P. Holland, K. Menrad (Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI): Potential- und Wirkungsanalyse zur indirekt-spezifischen Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen in der Biotechnologie. Teilbericht zum Projekt: Wirkungsanalyse zum Programm "Förderung der Biotechnologie in der Wirtschaft" im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Juli 1995.

Dieser Teilbericht kann bezogen werden über:

Fraunhofer-Institut für Systemtechnik
und Innovationsforschung (ISI)
Dr. Klaus Menrad
Breslauer Straße 48, D-76139 Karlsruhe
Tel.: + 49 (0) 721/6809-0