Diskussionen zum "Grünbuch zur Innovation" der Europäischen Kommission abgeschlossen

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Diskussionen zum "Grünbuch zur Innovation" der Europäischen Kommission abgeschlossen

von Michael Rader, ITAS

Weitgehend abgeschlossen ist die breite öffentliche Diskussion des Grünbuchs Innovation der Europäischen Kommission, die mit dessen Vorlage Anfang des Jahres begann. Das aufwendige Verfahren um dieses Grünbuch ist ein deutlicher Hinweis auf den hohen Stellenwert, den die EU Kommission gegenwärtig allen Aspekten von Innovation zuerkennt. Triebkraft ist hier die Sorge, daß Europa, insbesondere die Mitgliedsstaaten der EU, im internationalen Wettbewerb aufgrund des "europäischen Paradox" ins Hintertreffen geraten könnte: "Verglichen mit den Hauptkonkurrenten ist die wissenschaftliche Leistung der EU hervorragend; die technologische Leistung ist in den letzten 15 Jahren jedoch in den Hochtechnologiesektoren wie Elektronik und Informationstechnik zurückgegangen. ... Eine wesentliche Schwäche Europas ist demnach seine mangelnde Fähigkeit, seine Forschungsergebnisse und technologische Kompetenz in Innovationen und Wettbewerbsvorteile umzusetzen." (S.6)

Bei ihren Versuchen, diese Mängel zu beheben, setzt die EU Kommission auf Intelligenz und Investitionen im immateriellen Bereich. Lebenslanges Lernen, Kreativität, die Nutzung von Forschungsergebnissen und die Antizipation technischer und kommerzieller Trends sind demnach Ansätze zur Verbesserung der Situation. In den Unternehmen sollen nach den Vorstellungen der Kommission Managementqualitäten, die Offenheit gegenüber externen Impulsen und die Beteiligung der Beschäftigten am Innovationsprozeß verbessert werden. Schließlich erkennt die Kommission die Notwendigkeit einer Verbesserung des Klimas für Investitionen im Hinblick auf Finanzierung, Nutzung von Rechten am geistigen Eigentum, Regulierung und Normen.

Ein weiteres Ziel der Bestrebungen der Kommission ist es, aus erfolgreichen Beispielen in den Mitgliedsstaaten und Regionen zu lernen, um "best practices" zu verbreiten.

Das Grünbuch enthält Vorschläge in 13 Aktionslinien mit fast 130 Einzelmaßnahmen, die zur Stärkung der Innovationskraft Europas beitragen sollen. Mit dem Grünbuch wollte die Kommission eine breite Debatte zu sämtlichen Aspekten der Innovation stimulieren, die denn auch bis zum 10. Mai weitgehend dezentralisiert stattgefunden hat. Im Juni fanden zentrale Abschlußdiskussionen statt.

Das Grünbuch enthält u.a. einen Kasten zum Arbeitsprogramm des Institutes for Prospective Technological Studies (IPTS, Sevilla) und die gesamte Aktionslinie 1 ist mit Erfassung technologischer Entwicklungen und technologischer Zukunftsforschung überschrieben. Auch in diesem Abschnitt ist von einer wichtigen Rolle des IPTS für die Sammlung und Verteilung innovationsrelevanter Informationen die Rede. Innerhalb der Aktionslinie soll das European Technology Assessment Network (ETAN) vor allem dem Erfahrungsaustausch zu durchgeführten Technology Foresight Vorhaben in den Mitgliedsstaaten dienen. Die Ergebnisse der in diesem Rahmen stattfindenden Diskussionen sollen u.a. zu sozialökonomischen Prognosen führen, die eine Grundlage für die Formulierung von Forschungsprogrammen und - einzelvorhaben durch die EU Entscheidungsträger bilden sollen.

Als weiteres wichtiges Feld auf dieser Aktionslinie sieht die Kommission die Untersuchung des Verhältnisses zwischen neuen Technologien, den Förderinstrumenten für ihre Nutzung und dem wirtschaftlichen Umfeld (Programmevaluation).

Die Auswertung der Diskussionen zum Grünbuch durch die Kommission findet noch statt, doch zeichnen sich die drei Prioritätsbereiche Forschung, Finanzierung von Innovationen, sowie die Regulierung und rechtliche Regelung ab. Die Kommission plant, im Herbst einen Aktionsplan zur Förderung der Innovation vorzulegen, der als Vorstufe einer umfassenden, langfristigen europäischen Innovationspolitik anzusehen ist.

Das "Grünbuch zur Innovation" ist zum Preis von 7 ECU in allen Amtssprachen der EU erhältlich.

Bezug über

Stelle für offizielle Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften
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Fax: + 352-488573

oder im World Wide Web:

http://www.cordis.lu/grnpaper.htm