Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft - Ergebnisse der Umfrage 1994

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Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft - Ergebnisse der Umfrage 1994

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) führt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie seit 1993 bei etwa 3.000 repräsentativ ausgewählten Unternehmen jährliche Innovationsumfragen durch. Sie liefern umfangreiche Daten und Einsichten über die "Innovationsszene" in Deutschland. Im Mittelpunkt der Auswertungen dieses Jahres steht das Innovationsverhalten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU).

50.500 innovierende Unternehmen

Nach der Analyse der Daten haben im Zeitraum von 1990 bis 1993 etwa 49 % der Unternehmen im produzierenden Gewerbe in Deutschland mit mindestens fünf Beschäftigten Produkt- und/oder Prozeßinnovationen durchgeführt. Etwa 26.500 (26 %) von insgesamt 50.500 derartiger Unternehmen haben 1993 eigene Forschung und Entwicklung (FuE) betrieben. Über alle Wirtschaftszweige betrachtet entfällt im Durchschnitt ein Viertel der FuE-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft auf Prozeßinnovationen.

Innovationen sichern Umsatz

Innovative Produkte waren im Rezessionsjahr 1993 in weit geringerem Maße von Umsatzrückgängen betroffen als konventionelle Produkte. Etwa 25 % der Umsätze westdeutscher Unternehmen wurden 1993 mit Produkten getätigt, die in den vorangegangenen zwei Jahren neu eingeführt oder erheblich verbessert wurden.

Finanzierungsprobleme behindern Innovationen bei KMU

Bei der Durchführung von Innovationsprojekten sehen sich KMU eingeschränkten Möglichkeiten der Selbstfinanzierung, des Zugangs zu Beteiligungskapital und der Beschaffung von Fremdkapital gegenüber. Bei KMU, bei denen aufgrund der Einstufung der Kreditwürdigkeit im Jahr 1993 Finanzierungsbeschränkungen vermutet werden können, sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß sie innovieren, um 10 % und die Wahrscheinlichkeit, daß sie FuE-Aktivitäten durchführen, um 11 %. Aufgrund fehlender Sicherheiten werden Innovationsprojekte von KMU häufig abgelehnt, ohne daß eine explizite Üeberprüfung des Projekts hinsichtlich der technischen und wirtschaftlichen Erfolgsaussichten seitens des potentiellen Kapitalgebers stattfindet.

Hürden erschweren Innovationen

Kleine und mittlere Unternehmen erweisen sich hinsichtlich der Innovationsaktivitäten als äußerst heterogen. Neben nicht innovativen Unternehmen und Unternehmen mit vorwiegend imitativen Innovationen stehen KMU in einer technologischen Vorreiterrolle. Auffallend ist dabei, daß die Entwicklung von Marktneuheiten nicht immer eigene FuE-Aktivitäten voraussetzt, sondern häufig neue Produkte aus der Konstruktion und anschließender Versuchsproduktion und Prototypenentwicklung gewonnen werden. Die Aufnahme von Innovationsaktivitäten ist oftmals mit hohen Hürden verbunden, die z.B. durch Lernkosten, Investitionen und psychologische Hemmnisse entstehen. Die Technologiepolitik kann durch gezielte Einstiegsprojektförderung den Unternehmen den Schritt zur Aufnahme von Innovationsaktivitäten erleichtern.

Erfolgreiche Kooperation von KMU mit Forschungseinrichtungen

Wichtigste Technologiequellen sind für 40 % der kleinen und mittleren Unternehmen der Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen, für 35 % der Erwerb von Ausrüstungsgütern und die Einstellung qualifizierten Personals sowie für 15 % die Vergabe externer Forschungsaufträge. Gut 8 % der innovativen KMU kooperierten 1992 mit Hochschulen (demgegenüber 5 % mit sonstigen öffentlichen Forschungseinrichtungen). Kleine und mittlere Unternehmen, die mit Hochschulen kooperiert haben, weisen einen etwa 5 % höheren Anteil neuer Produkte am Umsatz aus. Es ist von einem zusätzlichen Potential für Hochschulkooperationen zwischen 5 % und 20 % des KMU-Segments auszugehen. Die Technologiepolitik sollte daher Kontaktflächen zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen ausbauen sowie den Akteuren bei existierenden Kooperationen den Rücken stärken.

Querschnittstechnologien prägen die Innovationsdynamik der Wirtschaft

Alle Wirtschaftszweige führen eigenständige Forschung und Entwicklung in den Technikfeldern neue Werkstoffe, Software, Künstliche Intelligenz, flexible integrierte Fertigungstechniken, Umwelttechnik und Ressourcenschonende Technologien durch. Diesen Technikfeldern kommt als Querschnittstechnologien eine hohe Bedeutung für die Innovationsdynamik zu. Die FuE-Aktivitäten in der Mikrölektronik und Halbleitertechnik, Lasertechnik und Optölektronik konzentrieren sich dagegen stark auf die Wirtschaftszweige Elektrotechnik, Luft- und Raumfahrttechnik sowie Meß-, Regel- und Medizintechnik. Rund 30 % innovativer Unternehmen ohne eigene FuE wollen Forschungsergebnisse aus den genannten Technikbereichen in den kommenden drei Jahren nutzen. Dies zeigt, wie groß die Nachfrage nach FuE-Ergebnissen auch bei Unternehmen ist, die keine eigene FuE durchführen.

(Quelle: BMBF Forschungs-Info Nr. 37/95, 6. Dez. 1995)

Weitere Informationen

Dr. Georg Licht
Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW)
Kaiserring 14-16
D-68161 Mannheim
Tel.: 0621/1235-177
Fax: 0621/1235-224

Bibliographische Angaben

Dietmar Harhoff/Georg Licht et al.: Innovationsaktivitäten kleiner und mittlerer Unternehmen. 1996, 113 S., brosch., 36,-- DM. (Schriftenreihe des ZEW, Bd. 8) ISBN 3-7890-4198-X