Schwerpunktthema: Multimedia

von Welf Schröter

Als erste gewerkschaftliche Einrichtung in der Bundesrepublik Deutschland hat das Forum Soziale Technikgestaltung des DGB Landesbezirk Baden-Württemberg ein eigenständiges Datenautobahn-Projekt formuliert. Bereits im Sommer 1994 begann das Forumsnetz, an dem heute rund 600 Personen aus Betriebs- und Personalräten, Verwaltung, Wissenschaft, Technik und Forschung mitwirken, mit der Befassung des Multimedia-Vorhabens der Landesregierung Baden-Württembergs. Im Oktober 1994 folgte der Landesvorstand einmütig dem Vorschlag eines gruppenübergreifenden Gestaltungs- und Aushandlungsdiskurses im Bereich "Information-Highway".

Mit dem auf zwei Jahre angelegten Vorhaben "Datenautobahn Baden-Württemberg: Interessen und Chancen für Nutzer, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer" sollen die Risiken und Gestaltungspotentiale in der Region aus gewerkschaftlicher Sicht herausgearbeitet und in einen Diskurs mit Technikverbänden, Wirtschaft, Herstellern, Providern, Wissenschaft, Politik und gesellschaftlichen Gruppen eingebracht werden. Die Schlüsselthemen lauten: Welche Veränderungen ergeben sich für die Qualität der Arbeit, der Arbeitsplätze und der Arbeitsorganisation? In welcher Weise wird der Privathaushalt/Wohnen in wirtschaftliche Zusammenhänge neu integriert? Welche positiven Veränderungen und Substitutionspotentiale ergeben sich für Mobilität und Verkehr? Auch wenn damit nicht alle wesentlichen Probleme des Multimedia-Einsatzes benannt sind, wollten die Forumsteilnehmenden diese Begrenzung als arbeitstechnischen Einstieg nutzen.

Das Projekt kooperiert mit dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, mit der Hans-Böckler-Stiftung, der SEL-Stiftung und der Akademie für Technikfolgenabschätzung. Im Projektbeirat wirken Vertreter mit von den Universitäten Bremen, Kassel, München, Freiburg, von den Unternehmen debis, Alcatel sowie vom VDI-Technologiezentrum, dem Wissenschaftszentrum Berlin und der Akademie für Technikfolgenabschätzung.

Vor dem Hintergrund der bisherigen Diskussionen nahm der DGB Baden-Württemberg am 10. Juli 1995 eine Stellungnahme zur gewerkschaftlichen Multimedia-Politik an, in der eine offensive Gestaltung der Chancen des "Information-Highway" und die Durchführung eines "Innovationsforums Tele-Arbeit" in Stuttgart gefordert wird. Trotz aller Gefahren für die Beschäftigten sieht das Projekt des Forums Soziale Technikgestaltung mittelfristig wichtige Vorteile für die Standortpolitik: Multimedia kann dann zu einer Chance für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden, wenn die Einführung der neuen technischen Basisinfrastruktur und deren Leitmodelle Teil eines industriepolitischen Ansatzes ist.

Welf Schröter
Leiter des Forum Soziale Technikgestaltung
beim DGB Baden-Württemberg
Willi-Bleicher-Str. 20, D-70174 Stuttgart
E-mail: welf∂forsoztec.dgb-bw.de