Umweltmanagement, produktlinienbezogene Materialintensitätsanalysen und ökologisches Design

Schwerpunktthema:Stoffströme und nachhaltige Entwicklung

Umweltmanagement, produktlinienbezogene Materialintensitätsanalysen und ökologisches Design

In der Abteilung Stoffströme und Strukturwandel des Wuppertal Instituts sind Materialintensitätsanalysen folgender Werkstoffe durchgeführt worden bzw. noch in Arbeit:

_ Holz, Papier & Pappe
(Liedtke 1993, Liedtke und Nickel 1995, Gerking, Liedtke und Nickel 1995).

_ Kunststoffe, Verwertung von Kunst
stoffen
(Kuhndt 1995, Markus 1995).

_ Aluminium
(Mahnstein, Rohn und Liedtke 1995, Rohn 1995)

_ Stahl
(Merten, Liedtke und Schmidt-Bleek 1995).

_ Beton
(Merten, Liedtke und Schmidt-Bleek 1995)

_ Textilien
(Richard-Elsner 1993/1995).

Verschiedene Produkte konnten mit Hilfe der Materialintensitätsanalyse in ihrem Naturverbrauch bewertet werden wie z.B. Dosen, Baumwollkleidung, Autokarosserien, Freileitungsmasten (Manstein, Rohn und Liedtke 1995; Merten, Liedtke und Schmidt-Bleek 1995; Richard-Elsner 1993/1995). Eine Integration der Flächen in das MIPS-Konzept, die in der Produktlinie "verbraucht" werden, ist in Vorbereitung, ebenso die Berücksichtigung der in Anspruch genommenen Infrastruktur, da die Transport- und Energieintensitäten, die mit Produktherstellung, -nutzung und -entsorgung einhergehen, immens sind (Haberling und Liedtke 1995; Manstein 1995; Stiller 1993). über die einzelnen Verkehrsmittel konnten fundierte Daten gesammelt werden, die innerhalb des MIPS-Konzeptes Aufschlüsse liefern, welche Transportarten und -mittel besonders ressourcenintensiv sind (Stiller 1993). Parallel dazu werden für die eingesetzten Energieträger und insbesondere den in der Herstellungsphase gebrauchten Strom die ursächlich bewegten Stoffströme ermittelt (Manstein 1995). Dazu werden die Bereitstellungsprozesse der fossilen Energieträger sowie die insgesamt benötigten Stoffströme für die Systeme Kernenergie und Hydroelektrizität untersucht und auf eine Einheit Endenergie bezogen. Energiebausteine wie beispielsweise die Stromgewinnung in Westeuropa (UCPTE) bzw. in der Bundesrepublik oder die Bereitstellung von Industriestrom bzw. Strom aus dem öffentlichen Versorgungsnetz werden berücksichtigt. In einem zweiten Schritt werden die systemweit verbrauchten Materialmengen zur Strombereitstellung aus regenerativen Systemen (z.B. Photovoltaik, Windenergie etc.) untersucht.

Ende 1994 konnte die Designerin Ursula Tischner einen Entwurf eines "Leitfadens zur umweltgerechten Gestaltung" vorlegen. Diese Arbeit zeigt auf, wie umweltschonende Produkte, Dienstleistungen und Infrastrukturen möglichst ressourcenschonend gestaltet werden können. Planungs- und Designstrategien zur Konzeption neuer "Dienstleistungserfüllungsmachinen" haben das Ziel, den Naturverbrauch des Konsums zu senken und möglichst viel Nutzen zu stiften (Tischner und Schmidt-Bleek 1995).

Eine Studie "Stoffkreisläufe, Wertschöpfungsketten und Arbeit im Ruhrgebiet am Beispiel der Stahlindustrie" wird im Zusammenhang mit dem Verbundprojekt des Wissenschaftszentrums NRW "Neue Strategien für alte Industrieregionen" durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Stahlindustrie (Unternehmensleitungen wie Gewerkschaften) konnte zur Abschätzung von ökologischen Umweltbelastungsintensitäten von Produkten und Dienstleistungen das MIPS-Konzept erfolgreich angewandt werden. Ergebnis ist, daß der Werkstoff Stahl neben Werkstoffen wie Beton und Aluminium ein zukunftsfähiger Werkstoff ist, dessen Verwendungsbereiche neu definiert werden sollten. Der Werkstoff Stahl ist z.B. nach ökologischen Gesichtspunkten geeignet, Marktanteile im Hochbaubereich zurückzuerobern, der in den letzten Jahrzehnten von der Betonindustrie stark beeinflußt wurde. Kombiniert mit ökonomischen Managementinstrumenten (z.B. Leasing) wäre es möglich, Wertschöpfung und Arbeit von der Produktion auf den Dienstleistungssektor zu verlagern und trotzdem sichere Gewinne zu erzielen. Ein produktspezifisches bzw. serviceorientiertes ökologisches Design erlaubt richtungssichere - weil zukunftsfähige - Investitionen (Baku et al. 1994; Merten, Liedtke und Schmidt-Bleek 1995; Manstein, Rohn und Liedtke 1995).

Als weiteres wichtiges Forschungsfeld wird die Entwicklung zukunftsfähiger Umweltmanagementsysteme vorangetrieben, die ökologische und betriebswirtschaftliche Anfordernisse in einer "ökologischen Wirtschaft" berücksichtigen sollen (Liedtke et al. 1994 a, b, c; Liedtke und Manstein 1994, Liedtke und Gotsche 1994). U.a. wird anhand einer Beispielsammlung belegt, wo öko- und kosteneffizientes Wirtschaften zu nachweisbaren Erfolgen geführt hat. Unter Beteiligung des Wuppertal Instituts sind zwei betriebswirtschaftliche Indikatoren erarbeitet worden: zum einen die Kopplung einer Massen- mit einer Kostenrechnung und zum anderen die Produktlinienorientierte Wertschöpfungsanalyse. Standortgeprägte ökonomische Erhebungen sind so leicht in lebenszyklusweite Kostenkalkulationen integrierbar. Der direkte Vergleich von ökonomischen Indikatoren mit MIPS erlaubt, qualitätssichernde Managementstrategien auch ökologisch zu fundieren (siehe die folgende Abbildung Umweltmanagement). So sind Aussagen über die ökonomische Machbarkeit neuer Konzeptionen möglich, die ein Umsteuern in Richtung "sustainable development" erleichtern. Erste Ergebnisse zeigen die Nützlichkeit kombinierbarer ökonomischer und ökologischer Bewertungsmethoden, indem schon allein die Information über Kosten und Ressourcenintensität Synergiepotentiale aufzeigt. Das spart Kosten, Zeit und Naturverbrauch (Schmidt-Bleek und Liedtke 1995).

Im Rahmen eines vom Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW in Auftrag gegebenen Projektes "ökologiestandort Nordrhein-Westfalen" wurden die Anforderungen einer ökologischen Industriepolitik konkretisiert und Handlungsoptionen des Landes zu zukunftsträchtigen Technologien identifiziert. Ferner wurden Kriterien zur Beurteilung der Umweltrelevanz von Produkten entwickelt (Liedtke et al. 1994 a).
(Christa Liedtke)

Die vollständige Literaturliste zu den zitierten Veröffentlichungen des Wuppertal-Instituts kann unter der unten angegebenen Anschrift angefordert werden.

Kontakt

Dr. Christa Liedtke
Wuppertal Institut
Postfach 100 480, D-42004 Wuppertal
Tel.: +49 202 24920