ITAS-News

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Neues ITAS-Projekt

Innovationsstrategien für neue Techniken und Dienste zur Erreichung einer "nachhaltigen Entwicklung" im Verkehr

Vergleichende Analyse internationaler Erfahrungen

und Interpretation für deutsche Umsetzungsbedingungen

Die Studie wird seit dem 1. Juli 2002 in ITAS in enger Kooperation mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, als Konsortialpartner bearbeitet. Im Rahmen dieses vom BMBF geförderten Projekts wird eine vergleichende Analyse internationaler Erfahrungen mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechniken (IuK-Techniken) und der darauf aufbauenden Dienste im Ballungsraumverkehr durchgeführt.

Die Themenstellung ergab sich aus den Erfahrungen von Fallstudienauswertungen der Vorgängerstudie "Verkehr in Ballungsräumen - mögliche Beiträge von Telematiktechniken und -diensten für einen effizienteren und umweltverträglicheren Verkehr"*, die zeigen, dass verschiedene Länder sehr unterschiedliche Strategien bei der Entwicklung und Einführung der neuen Techniken und Dienste verfolgen. Für erfolgreiche Innovationen im Verkehrsbereich sind dabei nicht nur die primären Bedingungen der Technikentwicklung und -produktion von Bedeutung, sondern insbesondere auch die übergeordneten gesellschaftlichen und staatlichen Rahmenbedingungen. Während in den USA ein überraschend hohes staatliches Engagement bei der Konzeption und Durchsetzung von Innovationsstrategien festgestellt wurde, ist dies in Europa nicht so ausgeprägt. Erfahrungen aus Wirtschaftsbereichen, in denen IuK-Techniken umgesetzt werden, zeigen, dass unterschiedliche Innovationsstrategien unterschiedlich erfolgreich für die Wirtschaft eines Landes sein können. Die Erfahrungen der genannten Vorgängerstudie zeigen weiterhin, dass eine Technikentwicklung entsprechend den Kriterien einer "nachhaltigen Entwicklung" nicht automatisch eintreten wird, sondern eine anspruchsvolle Gestaltungsaufgabe darstellt. Staatliche Institutionen besitzen dabei eine wichtige Koordinierungsfunktion. Die Integration verschiedener Politikbereiche einerseits und die staatlicher und privater Aktivitäten andererseits stellt eine wesentliche Herausforderung nicht nur für die Technikentwicklung, sondern insbesondere für die Technikeinführung (deployment) dar. Die geplante vergleichende Analyse der Erfahrungen in verschiedenen Ländern bei der Konzeption und Einführung neuer Techniken und Dienste im Ballungsraumverkehr will somit auch Möglichkeiten erschließen, Innovationen effektiver und zügiger zu realisieren.

Das Leitbild "nachhaltige Entwicklung" steht auch im Zentrum der aktuellen verkehrspolitischen Diskussion und verweist auf das Ziel, die Entwicklung des Verkehrs mit ökologischen Anforderungen in Einklang zu bringen, ohne die Mobilität der Verkehrsteilnehmer einzuschränken. Innovative Techniken, speziell auch die Informations- und Kommunikationstechniken (IuK-Techniken) sowie die auf diesen Techniken aufbauenden neuen Dienste, können im Verkehrsbereich grundsätzlich zur Entwicklung einer "nachhaltigen Entwicklung" beitragen. Dies bezieht sich nicht nur auf Effizienzsteigerungen, wie z. B. eine Steigerung der Kapazität von Straßen durch neue Verkehrsleitsysteme. Auch die häufig gewünschte Integration verschiedener Verkehrssysteme, wie die intelligente Vernetzung von öffentlichem Verkehr und Individualverkehr, kann durch den Einsatz von IuK-Techniken wesentlich gefördert werden. Schließlich gestatten IuK-Techniken auch, neue Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten bereitzustellen, die neue Mobilitätsdienste auf der Basis von Mitfahrgemeinschaften sowie eine Steuerung des Verkehrs mit spezifischen preisbezogenen Maßnahmen ermöglichen. IuK-Techniken können auf diese Weise Verhaltensänderungen im Hinblick auf eine "nachhaltige Entwicklung" auf erheblich flexiblere und effektivere Weise bewirken, als dies mit klassischen Instrumenten möglich ist.

Ziel des geplanten Vorhabens ist es im Einzelnen, die Bedingungen für erfolgreiche Innovationsstrategien im Bereich neuer Techniken und Dienste im Ballungsraumverkehr zu identifizieren und ihre Wirksamkeit und ihre Folgen im Hinblick auf die Ziele einer "nachhaltigen Entwicklung" zu untersuchen. Hierzu sollen internationale Erfahrungen bei der Einführung neuer Techniken und Dienste ausgewertet und bezüglich ihrer Übertragbarkeit und Umsetzungsmöglichkeiten für deutsche Bedingungen bewertet werden. Besondere Beachtung soll dabei den ständig wachsenden Freizeit- und Wirtschaftsverkehren geschenkt werden. In der geplanten Untersuchung sind die unterschiedlichen Realisierungsbedingungen in den verschiedenen Ländern zu berücksichtigen. Dies bedeutet, dass nicht nur die unterschiedlichen rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen in den betrachteten Ländern zu analysieren sind, sondern dass auch den Einschätzungen der allgemeinen Öffentlichkeit und bestimmter Facheliten zum Innovationspotenzial technischer Entwicklungen Beachtung geschenkt werden muss. Dabei spielen auch das kulturelle Selbstverständnis und die praktizierten Lebensstile der verschiedenen Gesellschaftsgruppen eine bedeutende Rolle. Neben ausgewählten europäischen Ländern sollen u. a. die USA berücksichtigt werden, allein schon aufgrund der Erfahrungen, die im Rahmen des Vorgänger-Projektes gewonnen wurden.

Die Arbeitsplanung orientiert sich an den folgenden Arbeitsschritten:

  1. Monitoring verkehrspolitischer Aktivitäten in Ländern mit einschlägigen erfolgreichen verkehrspolitischen Konzepten zwecks Identifizierung relevanter Initiativen und Projekte im Bereich innovativer Techniken und Dienste im Ballungsraumverkehr, sowie des Standes der Einführung dieser Techniken und Dienste;
  2. vertiefte Analyse der identifizierten Länderbeispiele mit Untersuchung der Realisierungsbedingungen und der verkehrlichen Wirksamkeit der innovativen Techniken und Dienste in den betrachteten Ländern sowie der Folgen in Bezug auf die Anforderungen einer "nachhaltigen Mobilität"; 
  3. Analyse der Umsetzungsmöglichkeiten der gewonnenen Erfahrungen mit erfolgreichen Konzepten für repräsentative deutsche Bedingungen und Entwicklung strategischer Optionen zur Förderung von Innovationsprozessen.

Das geplante Vorhaben will zur Verbesserung der Entscheidungsgrundlagen für die Forschungs-, Verkehrs-, und Umweltpolitik beitragen. Die Ergebnisse dürften aber auch für Verbände und innovationsorientierte Industrieunternehmen neue Entwicklungsmöglichkeiten und Tendenzen aufzeigen.

(Günther Halbritter)

Literatur

Halbritter, G.M., Bräutigam, R.; Fleischer, T.; Fulda, E.; Georgiewa, D.; Klein-Vielhauer, S.; Kupsch, Chr., 2002:
Verkehr in Ballungsräumen: Mögliche Beiträge von Telematiktechniken und -diensten für einen effizienteren und umweltverträglicheren Verkehr. Berlin: Erich Schmidt Verlag (Beiträge zur Umweltgestaltung A 149)

 

 

New EU-Project "FISTERA" starts its activities with ITAS participation

The FISTERA project "Foresight on Information Society Technologies in the European Research Area" was officially launched on September 1 of this year. The project is conceived as a "thematic network" funded by the European IST (Information Society Technologies) programme of the European Commission's Directorate General Information Society.

The network consists of a core group, spearheaded by the European Commission's Joint Research Centre, Institute for Prospective Technological Studies (IPTS), and a broader group of institutions selected to give comprehensive geographical coverage. The other core members are TILAB, Telecom Italia Lab, which works on Scenarios of the Future; the Austrian Research Centre Seibersdorf with its Division Systems Research Technology-Economy-Environment (ARC/sr); PREST (Policy Research in Engineering, Science and Technology) of the Victoria University of Manchester, UK; Karlsruhe Research Centre's Institute for Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS), Germany; and GOPA-Cartermill International of Brussels, acting as the network's administrative and financial coordinator. There are several further members, drawn mainly from countries not represented in the core group, and the number of these is expected to grow over the duration of the project.

The project has a total duration of three years and consists of five work packages:

  1. A review and analysis of national foresight exercise outcomes (ITAS).
  2. The development of aggregate pan European technology trajectories (TILAB).
  3. A roadmap of the European IST knowledge base (ARC/sr).
  4. The setting up and maintenance of an IST futures forum for the exchange of visions and ideas (PREST).
  5. The dissemination of results and interaction with the IST community (IPTS).

The core members are each work package leader as indicated in brackets.

The project lays major emphasis on interaction with the various actors at all governance levels in the EU and on the dissemination and discussion of its results. The project is to be seen within the context of the Lisbon process which aims to make Europe a world-class player in the global information society, while at the same time addressing the issue of the enlargement of the European Union.

Since the implications of ICTs are very obviously of global nature, the study will also analyse developments elsewhere in the world, notably the US, Japan and the Pacific Rim countries.

(Michael Rader)

 

 

Kick-off meeting of the TAMI project

The project "TAMI - Technology Assessment in Europe: between Method and Impact" was launched by the European Commission as a new thematic network at the beginning of 2002. The main objective of the project is to create and promote a structured dialogue within the Technology Assessment (TA) community as well as between TA experts and policy makers. The overall objective is to improve the impact of TA in science and technology (S&T) policy. The members of the TAMI project group - among them the Institute for Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS) - are leading TA experts from major European institutions who will have the opportunity to discuss core issues in European TA and exchange information and knowledge gathered through many years of European TA [for a more detailed project description see issue no. 1, March 2002, pp. 169-170, of this journal].

The TAMI Kick-off meeting took place in the Flemish Parliament in Brussels, 20 - 21 June 2002. The meeting aimed at creating a common basis for discussion among the members of the TAMI project group and the invited representatives of the national policy-making community of the different countries and representatives of R&D-intensive industries.

The plenary discussion was initiated by four presentations. The speakers were Andrew Freeman from GlaxoSmithKline; Paraskevas Caracostas from the European Commission; Hans Peter Bernhard, Novartis Services AG Switzerland; and Josef Bugl (Chair), member of the Advisory Board of the Academy for Technology Assessment in Baden-Württemberg. They gave short lectures dealing with the following questions: 

  1. What are your expectations from TA-institutes? 
  2. If you were to create such an institute, what would be the reasons for doing so and what types of product would you like it to produce? 
  3. How would you improve the impact of TA? Could you define specific criteria for success? 
  4. Can you give an example of an influential TA report? 
  5. What are the main problems in S&T policy where TA can contribute? And how? 
  6. What do policymakers need for their decisions concerning S&T? What do they think about participation of experts, laypersons, citizens and/or stakeholders?

The inputs from the speakers became the subject of lively discussions among the TAMI members and the external guests. In separate subsequent sessions the "Impact" group and the "Method" group of TAMI extracted some conclusions for the further work. The next steps will be to set up common reference systems on TA methods and a common typology of TA impacts. This will serve as the basis to relate TA methods and impacts to each other and set up a common reference system which is the main objective of the TAMI project.

(Armin Grunwald)

 

 

Dissertationsprojekte des ITAS

"Internetunterstützte Bürgerbeteiligung in der Kommunalpolitik"

Im Umfeld der Diskussionen um "Internet und Politik" zielt das im März diesen Jahres begonnene Promotionsvorhaben auf die Schnittstellen von Politik (bzw. Verwaltung) und Bürger. Neben der Erwartung von Rationalisierungsgewinnen durch die elektronische Abwicklung von Verwaltungsdiensten und -abläufen wird mit dem Internet insbesondere auch die Hoffnung auf bürgernähere und partizipationsfördernde Politikformen verbunden.

Gerade bei kommunalen Planungsprozessen lässt sich seit einigen Jahren ein Trend zu partizipativen Politikelementen feststellen. Besonders in informellen, den eigentlichen Entscheidungen vorgelagerten Verfahren, die keinem festen gesetzlichen Rahmen unterliegen, wird dabei das Wissen und Engagement der Bürger in die Politik eingebunden (z. B.: Bürgerforen, Mediationen, Runde Tische, Lokale Agenda-Prozesse). Aber auch die gesetzlich geregelte Bürgerbeteiligung (z. B.: Bürgerbegehren und -entscheid, Beteiligungsrechte in der Bauleitplanung) wird häufiger genutzt.

Das Vorhaben ist damit in ein Feld eingebettet, das durch die Debatten über eGovernment und elektronische Demokratie, Bürgerorientierung ("Bürgerkommune", "kooperative Politik", "direkte Demokratie") und Staatsmodernisierung ("aktivierender Staat") markiert ist. Anhand von Fallstudien zu internetunterstützten Bürgerbeteiligungen auf kommunaler Ebene will die Arbeit untersuchen, inwiefern die neuen Möglichkeiten politischer Information (direkter Zugriff auf Ratsdokumente, multimedial aufbereitete Informationen, Links zu weiterführenden Quellen) und Interaktion (Diskussionsforen, Chats, Newsgroups, Meinungsumfragen und Abstimmungen) bestehende kommunalpolitische Praktiken verändern, überlagern oder ersetzen können (und sollten). In Kontrastierung zu reinen offline-Verfahren interessieren besonders die spezifischen Eigenschaften netzgestützter Kommunikation (insb. Asynchronität, Verschriftlichung und die Möglichkeit zur Anonymität), die Rolle von Moderation, die Herstellung von Verbindlichkeit und Relevanz, die Sicherung des Zugangs und netzspezifische Protest- und Störformen. Eine Festlegung auf einen formalen Typ von Bürgerbeteiligung erscheint zunächst weder nötig noch sinnvoll, da sich in der kommunalen Praxis häufig Kombinationen verschiedener Elemente finden lassen. Zudem soll der Blick über die Partizipationsverfahren im engeren Sinne hinaus auch diejenigen politischen Interaktionen im Internet erfassen, die sich auf die Bürgerbeteiligung beziehen, selbst aber nicht Teil derselben sind. Zu denken ist hier beispielsweise an Information und Mobilisierung von Seiten einzelner Beteiligter, an die Herstellung von Öffentlichkeit und Transparenz durch die Kommune oder an die Berichterstattung durch online-Presse. Die Frage nach einer Veränderung von Politik durch die Nutzung des Mediums Internet konzentriert sich dabei auf zwei Analyseebenen: Einerseits geht es um die politischen Praktiken in den Beteiligungsverfahren selbst, und andererseits um die Prozesse der Implementation solcher Elemente in lokale politische und administrative Strukturen.

Angesichts einer Fülle theoretischer Literatur zum "demokratischen Potenzial" des Internets und eines zugleich vielfach beklagten Mangels an empirischen Untersuchungen soll das Vorhaben zur Behebung dieses Defizits beitragen. Aus der Konzentration auf die Prozessdimension von Politik sollen insbesondere Aufschlüsse über das Innenleben internetunterstützter Partizipation sowie die Erfolgsbedingungen neuer Beteiligungsmodelle vor dem Hintergrund bestehender kommunalpolitischer Strukturen und Handlungsrationalitäten erwachsen.

(Matthias Werner)

 

 

"Die Kluft zwischen Wissen und Handeln. Institutionelle Defizite und politisch-administrative Hemmnisse bei der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in den Bereichen Bauen und Wohnen"

Zubetonierte Landschaften, ressourcen- und energieintensive Bauweisen und Wohnformen, wirtschaftliche Krise der Baubranche, prekäre finanzielle Lage der Kommunen, neue Wohnungsnot in westdeutschen Ballungsgebieten, leer stehende Wohnungen in den neuen Bundesländern, hohe Mieten und Nebenkosten gerade für einkommensschwache Familien und Migranten, Segregation, soziale Brennpunkte, Vorteilsnahme und Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge - diese Phänomene bezeichnen die negativen Entwicklungstendenzen im Bau- und Wohnbereich, die als nicht nachhaltig angesehen werden können.

Seit Jahren diskutieren Wissenschaftler, Vertreter der Wirtschaft, Praktiker aus Verwaltung, Politik und Verbänden, Architekten und Bürger, wie der Bereich Bauen und Wohnen nachhaltiger gestaltet werden kann. Über die gegenwärtigen unerfreulichen Trends herrscht ebenso Einigkeit, wie über die Notwendigkeit, diesen entgegenzuwirken. Die häufig in diskursiv-partizipativen Prozessen erarbeiteten Ziele und Kriterien einer nachhaltigen Bau- und Siedlungsentwicklung lassen sich in zahlreichen wissenschaftlichen Studien, politischen Absichtserklärungen und kommunalen Leitfäden nachlesen. Man weiß weitestgehend, wie eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Bauen und Wohnen aussehen könnte und man ist sich der Notwendigkeit eines Gegensteuerns bewußt. Trotzdem lässt sich eine Kluft zwischen Wissen und Handeln ausmachen. Dieses Auseinanderdriften von Wissen und Handeln macht deutlich, dass die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung in den Bereichen Bauen und Wohnen und darüber hinaus in der Gesamtgesellschaft Defizite aufweist. Dies führt zu der Frage nach den institutionellen, politischen, administrativen und strukturellen Bedingungen für eine nachhaltige Bau- und Siedlungsentwicklung. Wie lässt sich das Nachhaltigkeitsleitbild insbesondere auf der lokalen Ebene implementieren, d. h. wie lassen sich die Ziele einer nachhaltigen Bau- und Siedlungsentwicklung in konkrete Politik umsetzen?

Ziel der Arbeit ist die Identifizierung politisch-administrativer Hemmnisse gegenüber der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in den Bereichen Bauen und Wohnen. Zudem sollen generalisierbare Einsichten über die Prozesse der Entscheidungsfindung und die Einstellungen und das Verhalten von Entscheidungsträgern in diesen Bereichen erlangt werden. Wie müssen Politik, Verwaltung und Institutionen gestaltet sein, um mit höherer Wahrscheinlichkeit nachhaltige Lösungen zu finden?

In einem ersten Schritt sollen in Sondierungsgesprächen mit Experten aus Wissenschaft und Verbänden und mit Akteuren aus Verwaltung und Politik die aus der Bearbeitung der relevanten Literatur gewonnenen Erkenntnisse kritisch reflektiert und vertieft werden. Ziel ist die Analyse und detaillierte Beschreibung des Problembereichs der Arbeit. In einem zweiten Schritt sollen die Forschungsfragen anhand der Betrachtung von Fallbeispielen aus dem Bereich Bauprojekte/Sanierungsprojekte beantwortet werden. Die Untersuchung von ausgewählten städtebaulichen Projekten soll Aufschluss über die institutionellen, politischen und strukturellen Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich geben. Gerade die kommunale Ebene erscheint für eine Betrachtung interessant, denn die Gemeinden sind für die Bauleitplanung verantwortlich. Wichtige Entscheidungen für die Bau- und Siedlungsentwicklung werden auf dieser Ebene getroffen und eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichen Einstellungen und Verhaltensweisen treffen aufeinander. Kommunalverwaltung (insbesondere Bauverwaltung, Stadtentwicklungsamt und Stadtplanungsamt), Kommunalpolitik, Betriebe aus der Baubranche und dem Handwerk, Wohnungsbaugesellschaften, Bausparkassen und Banken, Verbände, Architekten, Planer und Bewohner sind die wichtigen Akteure im Bau- und Wohnbereich. Eine Analyse von Hemmnissen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in den Bereichen Bauen und Wohnen muss an diesen Akteuren und Institutionen ansetzen. Die Bearbeitung von Fallbeispielen soll letztlich Aufschluss über die eingangs schon gestellte Frage nach den institutionellen, politischen, administrativen und strukturellen Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung im Aktivitätsfeld Bauen und Wohnen geben.

Das Promotionsvorhaben wird im Rahmen des HGF-Strategiefondsprojektes "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland" bearbeitet. Die Arbeit sieht sich als Beitrag zum Aktivitätsfeld "Wohnen und Bauen" innerhalb des HGF-Projekts.

(Tobias Woll)

 

 

"Soziale und kulturelle Strukturen neuer Berufsfelder in der Informationsgesellschaft. Informatikfachkräfte und gesellschaftlicher Wandel der Arbeit"

Ziel des im Februar 2002 begonnenen Promotionsvorhabens ist ein besseres Verständnis lebensweltlicher Aspekte des gesellschaftlichen Wandels zur Informationsgesellschaft.

Die Entwicklung und der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien verändert die Gesellschaft. Dieser Wandel wird unter Begriffen wie Informationsgesellschaft, Wissensgesellschaft, aber auch Netzwerkgesellschaft (Castells) oder Post-Kapitalistische Gesellschaft (Drucker) gefasst. Dabei besteht Einigkeit darüber, dass Wissen und Information immer mehr eine zentrale gesellschaftliche Bedeutung zukommt, es gibt jedoch kein einheitliches Modell der Informationsgesellschaft.

Je nach Beschreibungsebene variieren die Aussagen über Richtung und Ausmaß der antizipierten gesellschaftlichen Veränderungen. Unklar bleibt insbesondere, inwieweit die Informationsgesellschaft bestehende gesellschaftliche Strukturen verändert oder sogar ablöst. Welche Konsequenzen hat z. B. die "reale Virtualität" für bestehende Sozialisationsformen? Werden völlig neue Lebenswelten entstehen, die mit den derzeitigen nichts mehr gemein haben? Und wie stehen technologische Innovationen und Veränderungen und gesellschaftliche Modernisierungen in Zusammenhang?

Eine der wichtigsten strukturellen Veränderungen beim Übergang zur Informations- bzw. Wissensgesellschaft wird in der zunehmenden Bedeutung von Wissensarbeit gesehen. Informationsverarbeitung, symbolische Analyse und Expertensysteme werden vorrangig gegenüber anderen Faktoren der Reproduktion. Damit bildet sich auch eine neue Berufsgruppe heraus: die Wissensarbeiter. Um die soziale Einbettung von Informations- und Kommunikationstechnologien zu berücksichtigen, sollen in der Arbeit Informatikfachkräfte als Wissensarbeiter in ihren lebensweltlichen Bezügen untersucht werden.

Als theoretisches Bindeglied zwischen gesellschaftlichem Strukturwandel und individueller Praxis wird auf das Bourdieusche Konzept des "Habitus" sowie auf die Lebenswelt- und Lebensstilsoziologie zurückgegriffen.

Um die lebensweltliche Bedeutung von IuK-Technologien in der Berufswelt empirisch zu untersuchen, wird zunächst die Entwicklung der IT-Berufe in der Bundesrepublik umrissen. Erst vor diesem Hintergrund ist eine Interpretation der spezifischen Umgangsweisen und Bedeutungszuschreibungen möglich.

Parallel dazu wird die Entwicklung computerrelevanter Topoi, die in Verbindung mit dem Einsatz des Computers im wissenschaftlichen Feld, im wirtschaftlichen Feld und im alltäglichen Umgang entstanden sind, skizziert. Dazu gehören Themen wie künstliche Intelligenz und Menschenbild, Informationsfreiheit, der "Open-Source"-Gedanke einerseits, neue Arbeitsformen und die neue Rolle des Wissens in der Arbeitswelt andererseits.

Zum Abschluss der ersten Arbeitsphase werden untersuchungsleitende Hypothesen zum Zusammenspiel zwischen sozialer Differenzierung, Informations- und Kommunikationstechnologien und entstehenden Lebensstil- und Habituselementen aufgestellt.

In der zweiten Phase werden dann vor dem Hintergrund dieses Konzeptes des sozialen Feldes der Informatikfachkräfte bestimmte Teilräume des Feldes ausgewählt, und mittels Interviews werden die spezifischen Umgangsweisen mit und Einstellungen zur Computertechnologie untersucht. Indem hier die subjektiven Dispositionen, also der Habitus, untersucht wird, soll dargestellt werden, auf welche konkreten Weisen Computertechnik auf Lebensstile Einfluss hat und inwieweit dies eine Zäsur oder Kontinuität bestehender Vergesellschaftungsformen darstellt.

(Martin Bechmann)

Kontakt

Forschungszentrum Karlsruhe GmbH
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe
Fax: +49 (0) 721 / 608 - 26045
Internet: http://www.itas.fzk.de

Matthias Werner, M.A.
Tel.: +49 (0) 721 / 608 - 26397
E-Mail: wernerOfo6∂itas fzk de

Tobias Woll, M.A.
Tel.: +49 (0) 721 / 608 - 26876
E-Mail: wollJum5∂itas fzk de

Martin Bechmann, Dipl.-Soz.
Tel.: +49 (0) 721 / 608 - 26875
E-Mail: martin bechmannBgn2∂itas fzk de

 

 

Professor Imre Hronsky from Budapest University guest professor at ITAS

Prof. Imre Hronszky from the Budapest University of Technology and Economics (BUTE), head of the Department of Innovation Studies and History of Technology, spent five weeks at ITAS, between the 20th of August and 24th of September 2002 as guest professor. His work included the realisation of four tasks. First, a book entitled "Expertise and its interfaces" was worked on and finished from the editorial point of view, together with G. Bechmann, ITAS, with whom he is co-editor. This book will include selected presentations of a workshop held in Budapest at the end of 1991. It will be published by Edition Sigma, Berlin, early 2003.

Second, some organizing work was realised. A co-operation of ITAS and the Faculty of Economic and Social Sciences at BUTE was prepared which intends to include research and teaching, especially mutual tutorial courses for PhD students. Further, experiencing the increasing need for some regular forum to discuss how technological development should be moved toward a sustainable path, also through regular discussions with US and European partners, a preliminary step was made in Eger, Hungary, at a US - European workshop (on ecoturism) in June 2002 to set up a regular discussion forum. The initiating US partner will be the Florida Institute of Technology (FIT). ITAS, BUTE and the Basque Country University will be the European initiators. Further organisatory work was made during the summer by Profs. Gerhard Banse, ITAS, and Imre Hronszky to help realise the first workshop, probably in Budapest, September 2003.

Third, as part of the work with ITAS a study trip to the Office of Technology Assessment at the German Parliament (TAB) was realised. During this stay in Berlin Prof. Hronszky made acquaintance with the recent research performed by TAB. He also realised a discussion with Dr. Hennen from TAB on several organizational and epistemological problems of public participation in TA processes.

Fourth, research was done on the problem of public participation in Technology Assessment (TA). Prof. Hronszky gave a well attended presentation at ITAS on this topic. According to Hronszky, the public should be attributed an essential role in the assessment process as provider of "technical expertise" and of "social expertise" alike. The common political framework for experts and the "layperson" is "technological citizenship": it sets criteria for both sides. With reference to Frank Fischer, who in his most recent book developed a methodology called "policy epistemics" he argued for a systematic involvement of the cognitive capabilities of the public, combined with socio-political arguments about the changing governance of technological issues. Experts should only be "facilitators" for political decisionmaking by the public, but they should be accepted as partners of equal right in cognitive issues, for the public is not "expert of its own life" either, but is in need of constant expert advice and consultation. Hronszky therefore argues that a sustained dialogue should be the top category for epistemic issues.

(Imre Hronsky)

Selected Publications by Imre Hronszky

Hronszky, I.; Szego, S.; Toth, A. (Eds.), 2001:
Innovativ társadalomgazdaság és jövotudat (Innovative societal economy and future-consciousness). Office of the Prime Minister, Budapest (in Hungarian)

Hronszky, I. et al. (Eds.), 1998:
Philosophical Studies on Science and Technology. Budapest: Arisztotelesz Bt

Hronszky, I. et al. (Eds.), 1997:
Philosophical and Policy Studies on Science and Technology. Budapest: Uranusz

Stierle, M.; Hronszky, I. (Eds.), 1994:
Perspectives of Sustainable Development. Vienna: Technical University Vienna

Sanmartin, J; Hronszky, I. (Eds.), 1994:
Superanda Fronteras (Pushing frontiers away). Barcelona: Anthropos (in Spanish)

Hronszky, I.; Feher, M.; Dajka, B. (Eds.) 1988:
Scientific Knowledge Socialized. Boston Studies in the Philosophy of Science, v. 108. Boston: Kluwer Publishers

 

 

ITAS am Tag der offenen Tür

Am 21. September 2002 veranstaltete das Forschungszentrum Karlsruhe erneut einen Tag der offenen Tür. Das ITAS beteiligte sich daran u. a. mit zwei populärwissenschaftlichen Vorträgen im Zusammenhang mit dem Verbundprojekt "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland": Prof. Dr. Armin Grunwald hielt im Rahmen des Hauptprogramms einen Vortrag zum Thema "Sustainable Germany - Deutschlands Weg in die Zukunft". Dr. Maren Heincke befasste sich mit dem Thema "Wenn der Magen knurrt. Eine Analyse der Zukunftsfähigkeit unserer Ernährung". Zu diesem Vortrag werden im Folgenden einige Ausführungen gemacht.

In dem Vortrag wurde das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung erläutert, die Welternährungssituation dargestellt, die wichtigsten Nachhaltigkeitsdefizite im Bereich der Ernährung in Deutschland aufgezeigt und abschließend Tipps zum nachhaltigeren Konsum von Lebensmitteln gegeben.

Der Themenkomplex "Ernährung" stieß auf sehr große Resonanz bei den Besuchern. Allerdings war bei der Erwähnung der weltweit 820 Millionen unterernährten Menschen und den damit verbundenen 24.000 Hungertoten pro Tag Befremden und Bedrücktheit zu spüren. Solche Informationen passten nicht zur sonstigen Volksfeststimmung des Tags der offenen Tür.

Bei der anschließenden engagierten Diskussion tauchten bei den Besuchern folgende Fragen immer wieder auf: 

Zusätzlich bestand für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich allgemein über die unterschiedlichen Forschungsaktivitäten des ITAS zu informieren. Auch hier zeigten die Besucher großes Interesse an kritischen Diskussionen und erfassten spontan wichtige Kernfragen der Technikfolgenabschätzung:

Als Fazit lässt sich feststellen, dass neben der Faszination von großtechnischen Anlagen des Forschungszentrums Karlsruhe für viele Besucher auch die Gelegenheit zum ernsthaften Gespräch seine Reize hatte.

(Maren Heincke)

 

 

Band 4 der ITAS-Reihe "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland" erschienen

Der Einsatz von Technik entscheidet maßgeblich darüber mit, wie nachhaltig unsere Wirtschaftsweise ist. In den Strategien zu einer nachhaltigen Entwicklung kommt daher der Entwicklung und dem Einsatz entsprechender Technologien besondere Bedeutung zu. Das Buch "Technikgestaltung für eine nachhaltige Entwicklung. Von der Konzeption zur Umsetzung" widmet sich der Frage, auf welche Weise bereits in der Technikentwicklung und in der Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Herausforderungen der Nachhaltigkeit antizipativ berücksichtigt werden können. In Vorbereitung auf das zukünftige Programm "Nachhaltigkeit und Technik" der Helmholtz-Gemeinschaft schlägt dieses Buch eine Brücke von Analysen der Rolle von Technik im Wirtschaftsprozess über die Nutzung der Technikfolgenabschätzung als antizipative Nachhaltigkeitsbewertung und Analysen der Rolle von "nachhaltigerer" Technik in gesellschaftlichen Kernbereichen bis hin zu den ganz konkreten Entwicklungsarbeiten an der vordersten Front der Forschung.

Die Autoren stammen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und sind in der Forschung für Technikentwicklung, Technikfolgenabschätzung sowie Technikgestaltung unter Nachhaltigkeitsaspekten in verschiedener Weise engagiert. Das Buch wendet sich vor allem an diejenigen, die mit Forschung und Technikentwicklung in Wissenschaft und Wirtschaft befasst sind, um die Möglichkeiten und Probleme einer Technikentwicklung für Nachhaltigkeit in einem größeren Umfeld deutlich zu machen. Darüber hinaus werden Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft angesprochen, die über zukünftige Forschung und Technikentwicklung zu befinden haben.

(Armin Grunwald)

Bibliographische Angaben

Grunwald, A. (Hrsg.):
"Technikgestaltung für eine nachhaltige Entwicklung. Von der Konzeption zur Umsetzung". Berlin: Edition Sigma, 2002 (Reihe "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland", Bd. 4), ISBN 3-89404-574-4, ca. 420 S., 25,90 Euro

 

 

Hinweis der Redaktion

Weitere Beiträge des ITAS sind in den anderen Rubriken des Heftes zu finden: