ITAS-News
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Abschlusstagung des Helmholtz-Verbundprojektes "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland"
Vom 26. - 27. Mai 2003 wurden in Berlin auf einer öffentlichen Präsentation die wesentlichen Ergebnisse der dreijährigen Forschungsarbeit für dieses Verbundprojekt der Helmholtz Gemeinschaft deutscher Forschungszentren vorgestellt und mit ca. 120 Teilnehmern aus Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit diskutiert. Ein ausführlicher Bericht über diese Veranstaltung ist in den Tagungsberichten in diesem Heft auf Seite 132 ff. zu finden. Rechtzeitig zur Tagung wurde auch der Abschlussbericht des Projektes fertig gestellt (s. u.).
Die Ergebnisse des Projektes werden im Rahmen des Helmholtz-Programms "Nachhaltige Entwicklung und Technik" weitere Verwendung finden. Insbesondere das methodische Instrumentarium - integratives Nachhaltigkeitskonzept und Aktivitätsfelderansatz - werden in diesem Rahmen auf weitere Themenbereiche im Kontext nachhaltiger Entwicklung angewendet werden.
Abschlussbericht zum HGF-Projekt als Buch erschienen
Rechtzeitig vor der Abschlusspräsentation im Mai d. J. ist der Schlussbericht des HGF-Verbundprojektes "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland" unter dem Titel "Nachhaltigkeitsprobleme in Deutschland - Analyse und Lösungsstrategien" (Hrsg. R. Coenen, A. Grunwald) als Band 5 in der Projektreihe bei edition sigma erschienen. Das Buch gibt einen Überblick über die Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojektes.
Nach einer 16seitigen Zusammenfassung werden in Kapitel 1 Ausgangspunkt und Vorgehensweise des Projektes beschrieben. Kapitel 2 stellt das im Projekt entwickelte integrative Konzept nachhaltiger Entwicklung dar. Ausgehend von drei konstitutiven Elementen (inter- und intragenerative Gerechtigkeit, globale Orientierung, anthropozentrischer Ansatz), die auf Basis einer Analyse des Brundtland-Berichts sowie der Rio-Dokumente und anderer Literatur begründet werden, werden drei generelle Zielsetzungen nachhaltiger Entwicklung formuliert: Sicherung der menschlichen Existenz, Erhaltung des gesellschaftlichen Produktivpotenzials und Bewahrung der Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten. Diese allgemeinen Ziele werden durch 15 so genannte substantielle Nachhaltigkeitsregeln näher bestimmt und durch 10 instrumentelle Regeln ergänzt, die wesentliche institutionelle Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit definieren. Diese Nachhaltigkeitsregeln dienen als Prüfkriterien, mit deren Hilfe nachhaltige und nicht nachhaltige Zustände und Entwicklungen ermittelt werden können.
Kapitel 3 bietet eine auf zentrale Nachhaltigkeitsprobleme fokussierte Diagnose der Situation in Deutschland. Diese erfolgt unter Anwendung der im integrativen Konzept formulierten Nachhaltigkeitsregeln und der ihnen zugeordneten Indikatoren. Für diese Indikatoren werden Zielwerte formuliert, die teilweise aus der politischen Debatte stammen, teilweise aber auch erst im Projekt definiert und begründet wurden. Aufgrund von Soll-Ist-Vergleichen werden 15 aus der Sicht der Autoren wesentliche Nachhaltigkeitsdefizite für Deutschland identifiziert und in diesem Kapitel näher quantitativ und qualitativ beschrieben. Es sind dies Gesundheitsbeeinträchtigungen, Armut, drastische globale Einkommensunterschiede, Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite, mangelnde Chancengleichheit, Flächenverbrauch, Rückgang der Biodiversität, Belastung der Waldböden, Abbau nicht erneuerbarer Ressourcen, Klimawandel, ungleiche globale Verteilung der Umweltnutzungsmöglichkeiten, Gewässerverschmutzung, Staatsverschuldung und mangelnde Wahrnehmung globaler Verantwortung.
Kapitel 4 verlagert die Perspektive von der gesamtgesellschaftlichen Ebene auf die Ebene von Bedürfnis- bzw. Aktivitätsfeldern. Hier werden die Aktivitätsfelder Mobilität und Verkehr, Wohnen und Bauen, Ernährung und Landwirtschaft quantitativ und qualitativ vertieft analysiert. Die Verursachungsbeiträge dieser Aktivitätsfelder zu den in Kapitel 3 beschriebenen zentralen Nachhaltigkeitsdefiziten werden dargestellt sowie ausgewählte aktivitätsfelderpezifische Nachhaltigkeitsdefizite aufgezeigt und erläutert.
Kapitel 5 wagt einen Blick in die Zukunft. Anhand dreier explorativer Szenarien "Dominanter Markt", "Modernisierung" und "Regionalisierung und Gemeinwohlorientierung" werden unterschiedliche mögliche gesellschaftliche Entwicklungspfade skizziert und analysiert, wie sich die Nachhaltigkeitssituation in Deutschland zukünftig darstellen könnte. Hierzu wird das umweltökonomische Simulationsmodell PANTA RHEI eingesetzt. Die Szenarienanalysen kommen zu dem Ergebnis, dass sich in allen drei Szenarien keine in punkto Nachhaltigkeit allseits befriedigende Entwicklung einstellen dürfte. Im Szenario "Dominanter Markt" wäre sogar eine Verschärfung von Nachhaltigkeitsdefiziten zu erwarten.
Die Ergebnisse der Gegenwartsdiagnose (Kapitel 3) und der Szenarienanalyse zeigen, dass eine proaktive Politik notwendig ist, um Deutschland auf einen nachhaltigen Entwicklungspfad zu lenken. Die Frage von geeigneten Maßnahmenbündeln bzw. instrumentellen Optionen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland ist Gegenstand von Kapitel 6. Hier werden zur Milderung der in Kapitel 3 identifizierten zentralen Nachhaltigkeitsdefizite jeweils zwei alternative Maßnahmenbündel vorgeschlagen. Das eine umfasst Maßnahmen, die Aussicht auf Erfolg und Akzeptanz hätten, wenn die künftige Entwicklung in Richtung der Szenarien "Dominanter Markt" und "Modernisierung" ginge. Das andere Maßnahmenbündel wurde entsprechend vor dem Hintergrund der Szenarien "Modernisierung" und "Regionalisierung und Gemeinwohlorientierung" konzipiert. Insgesamt zeigt die Analyse, dass es einschneidender Maßnahmen bedarf, um im politischen Raum formulierte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Bei der Einschätzung der Realisierungschancen kommt die Analyse zu dem Schluss, dass das Maßnahmenbündel "Modernisierung"/"Regionalisierung und Gemeinwohlorientierung", das von einer stärkeren Rolle des Staates als Akteur einer Nachhaltigkeitspolitik ausgeht, bessere Möglichkeiten böte, die verschiedenen Nachhaltigkeitsprobleme simultan und integriert im Sinne des HGF-Konzepts angehen zu können.
Kapitel 7 beleuchtet eine weitere wesentliche Analyseebene des Projektes, die Untersuchung der möglichen Beiträge ausgewählter Schlüsseltechnologien zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung. Betrachtet werden die beiden noch mehr oder weniger als "enabling technologies" zu bezeichnenden Technologien "Nanotechnologie" und "grüne Gentechnik" auf der einen Seite sowie die bereits technisch einsetzbaren bzw. auf dem Markt akzeptierten Technologien "regenerative Energieträger" und "Informations- und Kommunikationstechnologien" auf der anderen Seite. Zentrale Erkenntnis dieser Analyse ist, dass Technik wesentliche Potenziale zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen eröffnen kann. Die Ausschöpfung dieser Potenziale erfolgt jedoch nicht von selbst, sondern erfordert komplementäre Gestaltungsbemühungen.
In Kapitel 8 werden Querschnittsthemen nachhaltiger Entwicklung quer zu Aktivitätsfeldern und Technikbereichen oder Regeln diskutiert. Exemplarisch erfolgt dies für die Themen Flächennutzung und Bodenschutz, Chancengleichheit und Wissensmanagement. Beim Thema Flächennutzung geht es um die Harmonisierung der Nutzungskonkurrenzen verschiedener Aktivitätsfelder und den sich daraus ergebenden Regelungsbedarf aus der Perspektive eines vorsorgenden Bodenschutzes. Beim Thema Chancengleichheit werden unterschiedliche Aspekte der Chancengleichheit und Lösungsansätze in den verschiedenen Aktivitätsfeldern analysiert (Chancenungleichheiten durch Bildungsdefizite, Genderproblematik, sozial Schwache, Ausländer). Beim Thema Wissensmanagement für eine nachhaltige Entwicklung stehen insbesondere Erfordernisse an das Wissenschaftsmanagement im Vordergrund, die sich aus den instrumentellen Nachhaltigkeitsregeln ergeben.
Kapitel 9 stellt die Ergebnisse des Projektes in eine langfristige Perspektive, verweist auf weiteren Forschungsbedarf, z. B. zu integrativen Nachhaltigkeitsstrategien und stellt die Konzeption für das Programm "Nachhaltige Entwicklung und Technik" der Helmholtz-Gemeinschaft vor.
In diesem Buch konnte nicht auf alle Ergebnisse des Projektes in gleicher Tiefe eingegangen werden. Deshalb sind gegenwärtig weitere Bände der Projektreihe in Vorbereitung, insbesondere zu den vertieften Analysen in den Aktivitätsfeldern Mobilität und Verkehr, Wohnen und Bauen, Ernährung und Landwirtschaft sowie Freizeit und Tourismus.
(Reinhard Coenen)
Bibliographische Angaben
R. Coenen, A. Grunwald (Hrsg.):
Nachhaltigkeitsprobleme in Deutschland. Analyse und Lösungsstrategien. Berlin: Edition Sigma, 2003 (Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland, Bd. 5), 544 S., 29,90 Euro, ISBN 3-89404-575-2
Midterm meeting of the TAMI project
The project "TAMI - Technology Assessment in Europe: between Method and Impact" was launched by the European Commission as a new accompanying measure in STRATA (Strategic Analysis of Specific Political Issues) at the beginning of 2002. The main objective of the project is to create and promote a structured dialogue within the Technology Assessment (TA) community as well as between TA experts and policy makers. The overall objective is to improve the impact of TA in science and technology (S&T) policy. Two teams, drawn from major TA institutes throughout Europe, are working together to identify best practices relative to policy needs: the Method team focuses on the classification and comparison of TA methods, while the Impact team works on the identification of criteria to evaluate and improve the impact of TA projects. ITAS is involved in both working teams (for a more detailed project description see issue no. 1, March 2002, pp. 169-170, of this journal).
The TAMI Midterm meeting took place in the Academy of Sciences of the Czech Republic in Prague, 3 - 4 April 2003. The meeting aimed at evaluating the work in progress of the TAMI project. For that reason, external discussants (i.e. policy-makers and other TA-experts) were invited to participate in the discussion and interact with TAMI members. They were asked to refer to both scrutinising the project results worked out so far and mentioning additional relevant aspects up to now not taken into account.
The meeting started with a presentation of the TAMI interim results followed by a Round Table dealing with the following issues:
Goals of TA
The discussion in the TAMI project about impact of TA brought up a variety of goals TA is striving to achieve as well as roles TA is expected to play. The typology of impact developed by TAMI shows a set of nine types of roles, ranging from "scientific assessment" of chances and risks to initialising "new policies". Regarding the needs of policy-makers and society as well as the mission of TA the main questions are:
- Does the typology matrix cover the full extend of TA mission - are there any roles/ goals missing?
- Which are the most important roles/goals? What kind of impact can be realistically expected from TA?
- At what point in the policy-making process is input from TA mostly needed (e.g. early warning function)
- Should the main TA role change from traditional scientific policy-consulting to a predominantly communication process involving organising public debates?
- Is it also the mission of TA to stimulate innovation processes (e.g. foresight activities)?
Quality criteria of TA
High quality seems to be a necessary condition for TA. However, fulfilling quality criteria like scientific reliability, social fairness, etc requires a lot of time while the political agenda changes fast. The questions here are:
- Fast answers with compromised quality versus slow answers with high quality?
- What are minimal standards for TA?
From scientific to communication process
The TAMI project has also identified communication as a central aspect of the TA mission. Communication aspects of TA refer to both the process and the output of TA. As far as the output of TA is concerned, TA is in urgent need for proper communication strategies that would increase the reception of the output and therefore the overall impact of TA. Concerning the TA process, in some parts of Europe, TA changes from supporting decision-making to raising awareness, stimulating public debates and expanding knowledge amongst the general public. The following questions arise:
- How does communication affect the overall impact of TA?
- What are the best choices for communication strategies?
- Should the process or the product become the focus of TA activity?
- How does the traditional target group of TA, i.e. policy-makers, react to TA as communication process?
Flexibility
TA projects start with a situational appreciation. However, this cannot be taken for granted during the whole project. Communication is necessary for keeping track both with the ongoing scientific/stakeholder debate and the political/social debate. The main question in this respect is:
- Are TA projects flexible enough to adjust to rapid changes in the social and scientific debate as well as the policy-making process?
Round Table
The following participants contributed to the Round Table discussion moderated by Jan Staman (Rathenau Institute, The Nederlands): Paul Berckmans (Flanders' Social and Economic Council/SERV, Belgium), Otto Bode (Federal Ministry of Education and Research/ BMBF, Germany), Eryl McNally (Member of the European Parliament, Belgium), Cees Midden (Eindhoven University of Technology, Faculty of Technology Management, The Netherlands), Michael Nentwich (Austrian Academy of Sciences, Institute of Technology Assessment, Austria).
Summarizing the inputs from these discussants as well as the comments from the more than 18 additional policy makers and external TA-experts during the Round Table and the "in detail"-discussion on Saturday morning would go beyond the scope of this report. However, the findings of the midterm meeting will be considered in the final report of TAMI to be drawn up during the last two working meetings. The dissemination conference of the TAMI results will take place in Brussels, November 27-28, 2003.
(Michael Decker)
ePSO has found a new home at the European Central Bank
In "Technikfolgenabschätzung" (11(2002)2, pp. 114-125; http://www.tatup-journal.de/tatup022_boeh02a.php) we wrote about a European project carried out by the Institute for Prospective Technological Studies (JRC-ITPS) in Seville, in which ITAS was significantly involved: The electronic Payment Systems Observatory - ePSO. At the time of writing in June 2002 the pilot operation of ePSO had come to an end and the outcome of discussions about its future was still unclear.
Now it is certain that ePSO will be continued by the European Central Bank (ECB) as announced in the Monthly Bulletin of May: "In 2003, the ECB decided to continue the operation of the electronic payment systems observatory (ePSO) initially launched by the European Commission in 2000. The ePSO is an open information-sharing infrastructure on electronic payments. Its aim is to foster an exchange of views between market participants and to serve as a source of information. The ePSO website can be accessed at http://www.e-pso.info" (ECB • Monthly Bulletin • May 2003, p. 70).
Although ePSO has never been a Foresight or TA-project in a strict sense, it has to be underlined that it has been built up by institutions of this type. The key was their ability to analyse innovation processes and to organize dialogue among stakeholders. The operation of ePSO is now shifting from the TA-Foresight-community to financial services with the ECB as a crucial constituency in this area. Congratulations to the IPTS, and all the best wishes to the ECB for the task ahead: making ePSO a success in the new setting.
ePSO can be contacted by mail and e-mail at:
ePSO
Directorate General Payment Systems
European Central Bank
Kaiserstrasse 29
60311 Frankfurt am Main, Germany
E-Mail: epsoKtt1∂ecb int
(Knud Böhle)
Polnisch-deutscher Workshop
Nachhaltige Entwicklung - Von der wissenschaftlichen Forschung zur politischen Umsetzung
Katowice, Polen, 13. - 15. Oktober 2003
Vom 13. - 15. Oktober 2003 findet in Katowice, Polen, der polnisch-deutsche Workshop zu "Nachhaltige Entwicklung - Von der wissenschaftlichen Forschung zur politischen Umsetzung" statt. Der Workshop wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und gemeinsam vom Institut für Philosophie der Schlesischen Universität Katowice und ITAS organisiert.
Zielsetzung
In den polnisch-deutschen Beziehungen stellt eine gemeinsame wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit eine "Lücke" dar (es gibt keine größeren gemeinsamen Aktivitäten oder Publikationen). Der geplante Workshop ist der erste seiner Art und stellt den Auftakt für weitere wissenschaftliche Aktivitäten dar, denn es ist angestrebt, im Ergebnis des Workshops eine Agenda gemeinsamer Forschungsaktivitäten zu erstellen (von möglichen bilateralen Vereinbarungen bis zu gemeinsamen Projektanträgen innerhalb des 6. EU-Forschungs-Rahmenprogramms). Zugleich ist er eine "politische Botschaft" im Rahmen der Osterweiterung der EU.
Der Workshop soll überblicksartig dem Vergleich des wissenschaftlichen, des politischen und des regional-administrativen Herangehens an die Problematik "Nachhaltigkeit" in Polen und in Deutschland, dem Austausch von entsprechenden Erkenntnissen und Erfahrungen, dem Voneinander-Lernen sowie dem Ausloten von Kooperationsmöglichkeiten dienen. Erfasst sind sowohl der Bereich der Politik ("Strategie der nachhaltigen Entwicklung in Polen bis zum Jahre 2025", "Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesrepublik Deutschland") als auch der der Wissenschaft (in Deutschland etwa die Ergebnisse des HGF-Projekts "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland"). Ein verbindendes Moment beider Ebenen sind die Möglichkeiten wissenschaftlicher Politikberatung zu Fragen der Nachhaltigkeit. Davon ausgehend sollen auf dem Workshop vor allem folgende drei miteinander verbundenen Aspekte diskutiert werden:
- Grundfragen der Nachhaltigkeit: die jeweiligen prinzipiellen (länderspezifischen) Ansätze (Nachhaltigkeitsverständnis, strategische Orientierungen) einschließlich der Rolle von Wissenschaft, Forschung und Bildung sowie die jeweilige(n) Konfliktlösungsstrategie(n) (etwa, wie zwischen Ökonomie und Ökologie ausgeglichen wird).
- Probleme und Handlungsstrategien bezüglich Nachhaltigkeit in drei ausgewählten Bereichen: Produktionstechnologien, Bauerhaltung und Denkmalschutz sowie Bildung. "Bildung für Nachhaltigkeit" ist dabei auch als integraler konzeptioneller Bestandteil von Nachhaltigkeit zu verdeutlichen, deshalb ist es ein zentrales Anliegen des Workshops, daraus Folgerungen bzw. Konkretisierungen für verschiedene Ebenen der Ausbildung (vor allem Schule, Berufsausbildung, Hochschule) abzuleiten. Die Konzepte, Strategien und Fertigkeiten des jeweiligen Landes in diesen drei Bereichen sollen dargelegt werden.
- Möglichkeiten der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien insbesondere durch Politik und Wirtschaft auf der nationalen, vor allem aber auf der regionalen Ebene.
Durch den Schwerpunkt "Bildung für Nachhaltigkeit" sollen folgende Notwendigkeiten vermittelt werden: (a) Nachhaltigkeitsaspekte müssen (zielgruppenbezogen und -gerecht) kommuniziert, dargestellt und transportiert werden; (b) Wissen muss in Handlungsbereitschaft, -fähigkeit und -aktivität "transformiert" werden (Gestaltungskompetenz).
Darüber hinaus sollen Möglichkeiten für nachfolgende Aktivitäten indentifiziert werden, u. a. Wissenschaftleraustausch, gemeinsame Lehrveranstaltungen, Kooperationen im wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich, gemeinsame Projekte im Wissenschafts- und Bildungsbereich, Nachfolgeveranstaltung u. ä.. Über die Bildung einer gemeinsamen Verständigungsplattform im Bereich "Nachhaltigkeit" (erster Schritt) hinaus geht es in erster Linie um gemeinsame Projekte (zweiter Schritt).
Angesprochen sind insbesondere die "Generalisten" im Nachhaltigkeitsbereich. Da zugleich praktische und Umsetzungserfahrungen Teil des Workshops sind, sind auch Vertreter der Wirtschaft, Regionalpolitiker sowie Vertreter der regionalen Administration Ansprechpartner.
Ablauf
Am ersten Tag des Workshops stehen die Themen "Politische Nachhaltigkeitsstrategien" sowie "Die Rolle von Wissenschaft, Forschung und Bildung für Nachhaltigkeit" auf der Tagesordnung. Der zweite Tag ist zwei Praxisfeldern der Nachhaltigkeit gewidmet: "Nachhaltige Produktionstechnologien" sowie "Nachhaltigkeit, Bauerhaltung und Denkmalschutz" gewidmet. Im Rahmen dieses zweiten Themenfeldes können am Abend Beispiele für "Nachhaltigkeit in der Praxis" besichtigt werden. Am Vormittag des letzten Tages steht das Thema "Bildung für nachhaltige Entwicklung" im Mittelpunkt. Die Veranstaltung schließt mit einem Rundtischgespräch "Vom Wissen zum Handeln: Akteure, Kooperationen, Perspektiven".
Konferenzsprachen sind Deutsch und polnisch mit Simultanübersetzung.
Kontakt
Prof. Dr. Gerhard Banse
Forschungszentrum Karlsruhe
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640, 76021 Karlsruhe
Neue Veröffentlichungen
J. Kopfmüller (Hrsg.):
Den globalen Wandel gestalten. Forschung und Politik für einen nachhaltigen globalen Wandel. Berlin: edition sigma, 2003 (Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland, Bd. 6) ca. 350 S., ca. 19,90 Euro, ISBN 3-89404-576-0
Die Debatte und die Forschung zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wie auch zum globalen Wandel weisen mittlerweile eine rund zwanzigjährige Geschichte auf. Diese zeitliche Parallelität hat sich jedoch bislang nur in einer begrenzten inhaltlichen Verknüpfung der beiden Themenfelder niedergeschlagen. Forschung zum globalen Wandel befasst sich vorwiegend mit globalen Umweltveränderungen und beschränkt sich bei der Betrachtung sozialer und ökonomischer Fragen weitgehend auf die Ebene der Verursachung dieser Veränderungen. Im Sinne eines integrativen Nachhaltigkeitsverständnisses müßte sie ihr Betrachtungsfeld auf Probleme wie Armut, Arbeitslosigkeit, Verschuldung oder nationale bzw. grenzüberschreitende Konflikte und deren Ursachen ausdehnen.
Ausgehend von dieser Prämisse werden in diesem Buch Wege aufgezeigt, wie Prozesse des globalen Wandels stärker an Nachhaltigkeitszielen orientiert werden können. Im Mittelpunkt steht dabei eine exemplarische Betrachtung der drei Themenfelder Bildung, Wasser und Global Governance. Aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven werden Charakteristik und Dimensionen bestehender Probleme beschrieben. Davon ausgehend werden Anforderungen an die Politik formuliert, besonders dringliche Forschungsfragen für die Zukunft benannt und Voraussetzungen für eine entsprechende Umsetzung skizziert.
G. Bechmann, I. Hronszky
Expertise and its Interfaces. The Tense Relationship of Science and Politics. Berlin: edition sigma, 2003 (Reihe Gesellschaft - Technik - Umwelt, Neue Folge 4), 295 p., ISBN 3-89404-934-0
In the past 20 years science scientific advice has been sought to an increasing degree in all areas of policy and is actively involved in problem formulation and strategy development, e.g. by the institutionalisation of scientific counsels, specific research programmes or its influence on public opinion. The valuation of scientific expertise in areas outside science itself has however lead to a paradoxical situation: The use of scientific knowledge implies the dissolution and de-legitimation of the traditional science base in politics and everyday life, and at the same time science itself is drawn into the maelstrom of public debates and is in danger of losing its legitimation as neutral instance.
The book is based on a Workshop which took place early in October 2001 in Budapest, which was organised by ITAS in cooperation with two Hungarian institutes - the Department of Innovation Studies and History of Technology at the Budapest University of Technology and the Institute of Sociology of the Hungarian Academy of Sciences. The volume takes up the debate on expertise from four different perspectives: In the first part, the question of the societal role of expertise in a developing knowledge society is discussed (with contributions form Gotthard Bechmann, Frank Fischer, Peter Weingart). The second part is concerned with the specifically ethical aspects of expertise (Rachelle D. Hollander, Armin Grunwald, Laszlo Molnar). In the third part, expertise is seen within the context of its application in society (Imre Hronszky, Lesley Kuhn, Michael Decker / Eva Neumann-Held). In the last part, three case studies are presented: Pal Tamas / Janos Farkas deal with the role expertise has played in socialist states; Gilbert Fayl provides insight into the EU consultation process.
U. Riehm, Th. Petermann, C. Orwat, C. Coenen, C. Revermann, C. Scherz, B. Wingert:
E-Commerce in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme zum elektronischen Handel (Reihe "Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag", Bd. 14), Berlin: edition sigma, 2003, 471 S., 29,90 Euro, ISBN 3-89494-823-9
Unter dem Titel "Die E-Commerce-Revolution entlässt ihre Kinder" heißt es in einer Presseinformation des Forschungszentrums Karlsruhe (12/2003) zu diesem Band:
Auf dem Vormarsch, aber längst nicht überall - eine Studie aus dem Forschungszentrum Karlsruhe durchleuchtet den elektronischen Handel in Deutschland
Der E-Commerce hat die Handelswelt verändert, aber nicht revolutioniert. Zu diesem Befund gelangt eine am Forschungszentrum Karlsruhe entstandene Studie, die nun als Buch* vorliegt. Nach den Luftblasen der New Economy plädieren die Karlsruher Technikforscher darin für Realismus: Zwar hat der Warentausch per Mausklick in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugelegt. Dennoch waren elektronische Vertriebskanäle beispielsweise nur zu 1,6 Prozent am Gesamtumsatz 2002 des deutschen Einzelhandels beteiligt. Auch langfristig wird der E-Commerce im Einzelhandel nicht mehr als 10 Prozent der Handelswege besetzen und auch keine nennenswerten Beschäftigungsimpulse auslösen. Allerdings fallen die Prognosen von Branche zu Branche extrem unterschiedlich aus. Wer sich über die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Perspektiven des elektronischen Handels differenziert informieren will, wird um "E-Commerce in Deutschland" nicht herumkommen.
Der E-Commerce ist eine zukunftsträchtige Vertriebsform: Er beschleunigt Handelsprozesse, erweitert Märkte und schafft Transparenz für Anbieter und Kunden. Seine Verankerung im Wirtschaftsgeschehen, seine Perspektiven sowie die von ihm ausgehenden Strukturveränderungen lassen sich jedoch kaum auf einen einzigen Nenner bringen. "Die Durchdringung des Handels mit elektronischen Anwendungen fällt höchst unterschiedlich aus", sagt Diplom-Soziologe Ulrich Riehm, Leiter des Projekts E-Commerce am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe. "Das reicht von einstelligen Prozentanteilen des E-Commerce im Einzelhandel ("Business2 Customer") bis zur hundertprozentigen Abwicklung einzelner Geschäfte zwischen Unternehmen ("Business2Business"), zum Beispiel im Arzneimittelgroßhandel."
In der soeben als Buch erschienenen Studie beschäftigen sich die Wissenschaftler denn auch mit dem Stand und den Wirkungen des elektronischen Handels in ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen: mit der traditionellen Fertigungsindustrie (Beispiel Automobilindustrie), mit informationsorientierten Branchen (Beispiel Wertpapierhandel, Medienindustrie), mit Branchen, in denen E-Commerce bereits verbreitet ist (Beispiel Musikindustrie) ebenso wie mit solchen, in denen er erst am Anfang steht (Beispiel Lebensmittelhandel, Stromhandel). Darüber hinaus wurden Handelssegmente untersucht, bei denen die Einführung des E-Commerce auf starke Reglementierungen trifft (Beispiel Freie Berufe, Buch- und Arzneimittelhandel). Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag in Berlin - das als besondere organisatorische Einheit des ITAS ebenfalls vom Forschungszentrum Karlsruhe betrieben wird - fragen die Karlsruher Technikforscher nach den besonderen Chancen und Herausforderungen, die der elektronische Handel jeweils bereithält.
Ergänzt werden diese Analysen von einer Einschätzung des E-Commerce im Hinblick auf übergreifende Wirkungen. Im Mittelpunkt stehen dabei Wachstum und Beschäftigung, verkehrliche und ökologische Effekte, Verbraucherfragen sowie Alternativen zur internetbasierten Kommunikation (vor allem Fernsehen und Mobiltelefon). "Überraschend", berichtet Ulrich Riehm, "war zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Internet-Ökonomie Konzentrationstendenzen eher befördert als behindert."
Darüber hinaus entwickelt die Studie Empfehlungen für Forschung und Politik, die sich insbesondere an den Auftraggeber der Untersuchung, den Deutschen Bundestag, richten. Zentrale Aufgabe der Politik in Sachen E-Commerce, so die Autoren, ist ein besonnenes Abwägen zwischen einer weiteren Deregulierung des Handels und dem Erhalt gewachsener Strukturen in den einzelnen Branchen.
Hinweis der Redaktion
Weitere Beiträge des ITAS sind in den anderen Rubriken des Heftes zu finden:
- Der Schwerpunkt zu "Foresight" wurde von K. Böhle und M. Rader zusammengestellt und eingeleitet, die auch einen eigenen Beitrag zu diesem Schwerpunkt geliefert haben ebenso wie U. Riehm.
- B.-J. Krings stellt ihr Projekt zum "Wandel der Arbeits- und Lebensbedingungen im Multimediabereich aus der Genderperspektive" vor.
- A. Grunwald rezensiert den von N.C. Karafyllis und J.C. Schmitt herausgegebenen Band "Zugänge zur Rationalität der Zukunft"; K. Böhle befasst sich mit dem Band von K. Burmeister et al. zur "Zukunftsforschung und Unternehmen".