Internationale Konferenz: nanoDE - Factors for Success (Wiesbaden, 21.-24. Juni 2004)

Tagungsberichte und Tagungsankündigungen

nanoDE - Factors for Success

Wiesbaden, 21. - 24. Juni 2004

Tagungsbericht von Gerd Bachmann, Zukünftige Technologien Consulting der VDI TZ GmbH, Düsseldorf

Von 21. bis 24. Juni 2004 fand im Kurhaus in Wiesbaden die Internationale Konferenz zu nanostrukturierten Materialien „Nano2004“ statt. Sie wurde von ca. 1100 Teilnehmern besucht, mehr als 230 Vorträge und 450 Poster wurden präsentiert sowie 30 Aussteller waren anwesend. Die Nachricht von den Möglichkeiten, die die Nanotechnologie bietet, unser Leben künftig angenehmer, gesünder und sicherer zu machen und ebenso die Innovationskraft, die aus dem Nanokosmos kommt und Arbeitsplätze schaffen wird, hat in vielen Anwendungsbereichen bereits die Universitäten und Institute verlassen und die Öffentlichkeit erreicht. Die Teilnehmer der „Nano2004“ waren deshalb neben weltbedeutenden Wissenschaftlern auf diesem Gebiet hochrangige Vertreter der Industrie, der Venture Capital-Firmen, der Start-ups wie auch die allgemeine Öffentlichkeit, welche den ebenfalls bereitstehenden NanoTruck besuchen konnte. Erstmals gab es auch einen Gemeinschaftsstand der 9 BMBF Kompetenzzentren und der VDI Technologiezentrum GmbH, welcher die internationale Community zur Situation der Nanotechnologie in Deutschland auf der ganzen technologischen und infrastrukturellen Breite informierte.

In das Programm integriert war die BMBF-Veranstaltung „nanoDE“, die in diesem Jahr den Untertitel „Factors for Success“ trug. Gemeint war damit letztlich die Transformation der Nanowissenschaft in Nanotechnologie und deren Transformation in neue Produkte, neue Arbeitsplätze, schließlich in Geld. Die Inhalte der „nanoDE“ waren darum vornehmlich auf diesbezügliche strategische Fragestellungen ausgerichtet, wohingegen die Vorträge der „Nano2004“ den wissenschaftlichen Teil der beiden sich ergänzenden Veranstaltungen bildeten.

Ziel der „nanoDE“ war es, die für eine erfolgreiche Umsetzung von Ideen in Produkte wichtigen Faktoren herauszuarbeiten und zu diskutieren. So wurden verschiedene Förderansätze zur Generierung von Erkenntnissen für kommerzielle Produkte und die damit verbundenen Interessen der diversen Förderorganisationen, die Bedeutung von regionalen Netzwerken und innovativen Geschäftsmodellen von Start-ups sowie die notwendige Zusammenarbeit der Akteure entlang der Wertschöpfungskette diskutiert. Hinzu kamen zwei Podiumsdiskussionen zum internationalen Vergleich von Förder- und Umsetzungsstrategien sowie zu Chancen und Risiken verschiedener Nanotechnologie-Linien. Dem letzten Thema war auch ein ganzer Vortragsteil der Nano2004 gewidmet, welcher toxikologische Effekte, arbeitsmedizinische Fragen und Umweltaspekte explizit ansprach.

Auf der Podiumsdiskussion zu Chancen und Risiken verschiedener Nanotechnologie-Linien wurden die Standpunkte von den Referenten sachlich vertreten. Der Vertreter von Greenpeace (D. Parr) forderte nicht - wie andere NGO an anderer Stelle - ein generelles Moratorium für die Herstellung nanotechnologischer Produkte, sondern empfahl verstärkte Untersuchungen in solchen Bereichen, welche dispergierende Nanomaterialien nutzen. Diese zukünftig notwendige Begleitforschung wurde ebenfalls von den anwesenden Vertretern aus Industrie und Politik angeregt. M.C. Roco (NSF) führte an, dass kurzfristig ein hype-artiges Verhalten der Investoren und auch der Presse zu erkennen sei, aber langfristig die Nanotechnologie doch eine immense technologische Chance darstelle. „Overhyping“ wurde speziell von A. Gutsch (Degussa) als gefährlich für die letztendliche Verwertung der Ergebnisse eingeschätzt. Daher sei eine offene Informationspolitik aller Beteiligten anzuraten. Absehbare Risiken müssten adressiert werden, wobei nicht nur die direkten der Toxizität von Partikeln, sondern auch die möglichen gesellschaftlichen Veränderungen, welche sich evolutionär einschleichen könnten, eine Rolle spielen sollten. Bei der Diskussion der möglichen Implikationen sollte vom Problem kommend diskutiert werden, nicht generell von den technologischen Möglichkeiten aus. Auch die Frage des Risikos, falls man etwaige Risiken als Nation nicht auf sich nehmen wollte, wurde gestellt.

Beim Vergleich der verschiedenen internationalen Förder- und Umsetzungsstrategien konnten nur im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und bzgl. erforderlicher Reaktionen auf Interessensgemeinschaften zum Stopp nanotechnologischer Arbeiten erhebliche Unterschiede festgestellt werden. Im asiatischen Raum sind derzeit kaum ethisch und soziologisch begründete Hindernisse für die Nanotechnologie festzustellen. Ansonsten werden weltweit wohl ähnliche Fragestellungen (Erkenntnisgewinn, Umsetzungsgeschwindigkeit für die Produktgenerierung, Ausbildungsfragen, Langfristmärkte, Infrastrukturen, Kooperationsformen) bei der F&E-Förderung im Nanotechnologiebereich adressiert, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung und Strategie. Ob die Grundlagenerarbeitung in den USA, die Industriekooperation in Europa oder die firmeninterne Forschung in Japan die erfolgreichere Strategie darstellen, wird sich wohl erst in der Zukunft zeigen.

Insgesamt hat sich die strategische Diskussion von Wertschöpfungsketten bei der nanoDE als eine wichtige Informationsplattform neben den wissenschaftlichen Präsentationen erwiesen.

Für weitere Informationen siehe http://www.nanoDE.de sowie http://www.nano2004.org.