Editorial

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TATuP Bd. 29 Nr. 2 (2020), S. 3, http://dx.doi.org/10.14512/tatup.29.2.3

Klimawandel und Urbanisierung setzen Produktion, Abfallmanagement und gerechte Verteilung im Ernährungssystem auf lokaler und globaler Ebene unter Druck. In einer globalisierten Wirtschaft ist zusätzlich der Weg zwischen Produktion und Konsum von Lebensmitteln oft chaotisch und intransparent und benötigt deshalb eine kontinuierliche Steuerung und Optimierung. Schäden durch fragmentierte Informationen bei der globalen Verbreitung von verseuchten Lebensmitteln oder häufige Etikettenschwindel bei Lebensmitteln im Online-Handel zeigen, wie wichtig transparente und klare Verantwortung sowie schnelle und sichere Information für die Ernährungssicherheit sind. Eine stärkere globale Digitalisierung im gesamten Ernährungssystem wäre eine Lösung, um einen flächendeckenden Informationsaustausch zu ermöglichen. Für den Alltag folgen Vorstellungen von „Digitalen Assistenzsystemen“ dem Wunsch nach zuverlässiger, leicht verfügbarer und aktueller Information über die Lebensmittelqualität. Gleichzeitig hoffen zivilgesellschaftliche Organisationen, durch Informationsverbreitung in sozialen Medien eine umfassende und effiziente Bewusstseinsbildung für eine gesündere Ernährung und bessere Verteilung von Lebensmitteln zu unterstützen.

Die Digitalisierung als Lösung wird jedoch oft durch vereinfachte Vorstellungen (vom Bauernhof bis zum Teller der Konsument*innen) dargestellt, wobei Verbraucherschutz und Datensicherheit nur begrenzt berücksichtigt werden. Online-Dienste werden anfälliger für Betrug, mangelnde Datensicherheit und Einschränkung der Privatsphäre, was sowohl das Vertrauen der Verbraucher*innen als auch die Schaffung und Erhaltung von neuen Arbeitsplätzen in innovativen Ernährungssystemen gefährdet.

Aus Sicht der Technikfolgenabschätzung ist es wichtig, schon bei der Entwicklung von internetbasierten Diensten Qualitätskontrollen einzubauen, bevor durch minderwertige Online-Dienste das Vertrauen in Technologie und Services verloren geht. Die Qualitätskontrolle der Dienstleistungen benötigt deshalb eine neue Vertrauensstruktur zwischen jenen Akteuren, die für die Qualität der Produkte und die Datensicherheit verantwortlich sind. Dabei gelten für die neuen Governance-Ansätze die Grundwerte und Ziele einer nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals). Zu beachten sind die europäischen Standards und Regulierungen für Ernährungssicherheit sowie die Datenschutzgrundverordnung.

Mahshid Sotoudeh

Mahshid Sotoudeh

Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien
(msotoud@oeaw.ac.at)