Editorial

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TATuP (2023) Bd. 32 Nr. 2, S. 3, https://doi.org/10.14512/tatup.32.2.3

COVID-19-Pandemie, anhaltende Dürre, Energiekrise … die Technikfolgenabschätzung (TA) hat angesichts der plötzlichen, aber zugleich auch anhaltenden Krisen mehr denn je zu tun. Sie macht auf Technologien aufmerksam, die ein disruptives Potenzial haben, eine Krise auslösen oder verschärfen können, genauso wie auf solche, die einen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten können. Sie zieht Lektionen aus der Vergangenheit und liefert Hinweise zur Stärkung der Resilienz soziotechnischer Systeme. Die Stärken der TA sind besonders in der Politikberatung zunehmend gefragt. Denn Krisen erfordern sofortiges Handeln und Regierungen sowie Parlamente sind nicht nur auf fundierte Informationen angewiesen, sondern brauchen diese auch möglichst schnell. Zum Beispiel hat das Parlamentsbüro für Wissenschaft und Technologie Großbritanniens (POST) das Format der Rapid Responses eingeführt und entsprechende Verfahren zur ebenso raschen wie systematischen Sammlung und Bewertung von Informationen entwickelt, um innerhalb kürzester Zeit zu Themen rund um die Pandemie für das britische Parlament auskunftsfähig zu sein. Auch im Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag erweitern wir kontinuierlich unseren Werkzeugkasten, um die Bedarfe des Gesetzgebers bestmöglich bedienen zu können. Sowohl im Rahmen der Beobachtung wissenschaftlich-technischer Trends in frühen Entwicklungsstadien als auch im Rahmen der Bearbeitung von TA-Projekten sind wir gefordert nicht nur fundierte Grundlagen zur Entwicklung langfristiger politischer Strategien zu erarbeiten. Wir zeigen auch konkrete mögliche nächste Schritte für den Bundestag auf. Dafür arbeiten wir agil, nutzen unsere reichen Netzwerke von Expertinnen und Experten und setzen auf digitale Methoden, um Entwicklungen in Echtzeit nachzuvollziehen und Wissen schneller zusammenzutragen und zu bewerten. Wie weitere TA-Einrichtungen mit diesen neuen Anforderungen umgehen und welche Rolle die TA in plötzlichen und anhaltenden Krisen und dabei auch in der wissenschaftlichen Politikberatung in Krisenzeiten einnimmt, beleuchtet das Special topic in diesem Heft.

Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!

Pauline Riousset

Pauline Riousset

Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe, DE (pauline.riousset@kit.edu)