Jonas Moosmüller1
1 Institute for Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS), Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Karlsruhe, DE
PUBLICATION
„[A] new generation of AI-based tools could, in the near future, present an opportunity to drastically improve science advice, making it more agile, rigorous, and targeted,“ emphasizes Chris Tyler, head of the United Kingdom’s Parliamentary Office of Science and Technology (POST). In a commentary article in Nature, he and his co-authors argue that the framework conditions for those involved in scientific policy advice are becoming increasingly dynamic: Science advisors must wade through a constantly growing flood of information in ever-shorter periods of time. Against this backdrop, AI tools could be particularly helpful in “synthesizing evidence and drafting briefing papers.” However, to ensure that such tools can actually be used appropriately, the authors urge scientific advisors and political institutions to “create common guidelines and to carefully consider the design and responsible use of this nascent technology.”
ARBEITSPAPIER
Was genau ist eigentlich wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung? Zu dieser grundlegenden Frage hat Michael Nentwich das Arbeitspapier „Wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung. Begriff, Typologie und Konsequenzen“ vorgelegt. Der Leiter des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unterscheidet darin drei Grundformen: Politik-orientierte TA, Intervenierende TA und TA-bezogene Forschung. Nentwich untermauert seine Typologie mit empirischen Daten aus der Praxis seines Instituts und des europäischen Netzwerks für parlamentarische TA (EPTA). Mit der Veröffentlichung verbindet der „langgediente TA-Praktiker“ Nentwich das Plädoyer für eine systematische Qualitätssicherung von TA und mehr Reflexion darüber, was TA leistet – und leisten sollte.
NACHHALTIGKEIT
Großes Potenzial für den Klimaschutz sieht Christian Kühn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV), beim Einsatz von KI: etwa bei der effizienten Steuerung zukünftiger Energie- und Verkehrssysteme oder bei der Vorhersage von Extremwetterereignissen. Es gebe jedoch keine Garantie, dass die enormen Fortschritte in diesem Bereich nicht „durch Rebound-Effekte aufgefressen“ würden, so Kühn im Januar auf der Konferenz „KI: Immer größer statt grüner“ der Heinrich-Böll-Stiftung. „Wenn wir wollen, dass Künstliche Intelligenz uns auch einen ökologischen Fortschritt bringt […, dann] brauchen wir eine Technikfolgenabschätzung, die Umweltbilanzen erstellt.“ Diese müssten den gesamten Lebenszyklus von der Produktion und dem Training von KI bis hin zur Anwendung umfassen und bei der Regulierung von KI berücksichtigt werden, so Kühn.
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CONFERENCE
Almost twenty years to the day after its foundation, the Network Technology Assessment (NTA) will host its eleventh conference from 18 to 20 November 2024. The event in Berlin will focus on the current challenges in scientific policy advice in the face of mutually reinforcing “polycrises” and technological leaps, especially in the field of AI: What scientific advice is needed? How can this be provided in a precise and informed manner in times of extreme urgency? And what organizational structures and networks are needed to develop options for action for more resilient, sustainable futures? Answers to these questions will be discussed at the conference from a TA perspective, but also from a social and political point of view. The conference is being organized by the Institute for Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS), one of the initiators of the NTA. The call for abstracts has recently gone online. Abstracts can be submitted until 15 June 2024.
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Citizen Scientist aus Karlsruhe mit Beteiligungserfahrung an mehreren TA-Projekten
Warum ist es aus Ihrer Perspektive wichtig, Technikfolgenabschätzung zu betreiben?
Die technische Entwicklung schreitet rasend schnell voran und es ist kaum möglich, die Folgen dieser Entwicklungen vorherzusagen, zumal neue Entwicklungen ihrerseits wieder in Wechselwirkung mit bestehenden und kommenden Technologien stehen. Daher scheint es mir sehr sinnvoll, in diesem Bereich Forschung zu betreiben.
Welche Forschungsfrage finden Sie besonders spannend?
Ich bin durch ein Projekt zu PV-Balkonmodulen und deren Einfluss auf Nutzerinnen und Nutzer zum ersten Mal mit der Technikfolgenabschätzung in Berührung gekommen. Das Thema finde ich super spannend, vor allem hat mich fasziniert, welche Rückschlüsse Forschende aus Interviews und Fragebögen ziehen können, die einem selbst so gar nicht bewusst waren.
Angenommen, Sie wären TA-Wissenschaftlerin: Womit würden Sie sich gerne beschäftigen?
Den Einfluss von Sprachmodellen auf Kinder und Jugendliche finde ich sehr spannend: Was passiert mit Menschen, wenn sie mit Technologien wie ChatGPT aufwachsen und von klein auf daran gewöhnt sind, diese zu nutzen? Welche Fähigkeiten sollten wir ihnen mitgeben, damit sie kompetent mit diesen Technologien umgehen können und welcher Schulstoff wird durch die neuen Technologien vielleicht obsolet?
Was können Forschende von Bürgerinnen und Bürgern lernen?
Ich glaube, vor allem Flexibilität und Reality-Checks. Ich finde die Methodenentwicklung und Planung von Forschungsprojekten in der Technikfolgenabschätzung wahnsinnig beeindruckend, insbesondere, weil diese Art von Forschung ja außerhalb des Labors stattfindet. Das Einbeziehen von „Nicht-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern“ kann den Forschenden dabei helfen, realistische Szenarien zu entwickeln.
Technik wird oft als Lösung für große Herausforderungen gesehen. Was überwiegt bei Ihnen Technikoptimismus oder -pessimismus?
Eigentlich Optimismus. Ich finde neue Technologien spannend und probiere gerne Neues aus. Aber gerade beim Klimaschutz habe ich manchmal das Gefühl, dass „neue Technologien“ als Entschuldigung genutzt werden, um am eigenen Verhalten oder an Gesetzen nichts ändern zu müssen. Quasi: „Wir brauchen uns ja gar nicht bemühen, Emissionen zu reduzieren, irgendjemand wird schon etwas entwickeln, das den Klimawandel für uns löst …“. Das finde ich fatal.
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